In Deutschland findet man verschiedene Formen von Studentenverbindungen: Unter anderem Corps, Turnerschaften, Burschenschaften und Sängerbünde. Das Gerücht, dass weder Ausländer noch Frauen aufgenommen würden, entspricht nicht der Realität: Sicher gibt es Verbindungen, die sich diesbezüglich verschließen, doch meistens verbindet die Studenten ein gemeinsames Interesse. Herkunft und Geschlecht treten dabei in den Hintergrund. Es gibt Verbindungen, deren Werte seit dem 19. Jahrhundert unverändert sind, wieder andere haben sich den heutigen Zeiten angepasst. Eines haben jedoch alle gemeinsam: Es werden lebenslange Freundschaften, Traditionen und vor allem Netzwerke gepflegt. Eine der ältesten Studentenverbindungen in Frankfurt ist zum Beispiel die Corps Austria, welche derzeitige und ehemalige Studenten der Goethe-Universität vereint.
Der Beitritt in eine studentische Verbindung
Die meisten Studentenverbindungen in Deutschland haben eine dreiteilige Mitgliedschaftsstruktur: Wollen Sie Mitglied in einer Verbindung werden, so werden Sie von den Mitgliedern zunächst sorgfältig überprüft. In dieser Zeit sind Sie „Fuchs“ und es ist Ihre Aufgabe, sich den anderen gegenüber zu behaupten. Diese Periode ist mit der Probezeit bei einem Beschäftigungsverhältnis zu vergleichen. Während dieser Phase der Prüfung beschäftigen Sie sich ausgiebig mit der Geschichte sowie den Ritualen und Gepflogenheiten der Studentenverbindung; in der Regel dauert die Fuchs-Zeit ein bis drei Semester – die Regeln sind jedoch von Verbindung zu Verbindung anders.
Stufen Sie die Mitglieder schließlich als passend ein, werden Sie im Rahmen einer feierlichen Zeremonie zum „Burschen“ ernannt – nun sind Sie ein aktiver Teil der studentischen Verbindung. Sind Sie dann mit dem Studium fertig, werden Sie zum „Alten Herren“ – zwar sind Sie kein Student mehr, doch trotzdem unterstützen Sie die Verbindung noch immer. Schließlich heißt es nicht umsonst, dass man nach dem Eintritt lebenslang Teil dieser Verbindung ist; von den Mitgliedern wird dies als Lebensbundprinzip betitelt. Meist ist es Ihre Aufgabe, als „Alter Herr“ die Studentenverbindung finanziell zu unterstützen. Übrigens: Korporierte – also Menschen in einer Verbindung – sind später überdurchschnittlich oft Führungskräfte in Wissenschaft, Wirtschaft oder Verwaltung. Dies ist eine gute Position, um jungen Bundesbrüdern beruflich weiterzuhelfen.
Studentenverbindungen als Karriereleiter?
Wer erfolgreich sein will, sollte die richtigen Leute kennen. Heute ist der Begriff Networking in aller Munde. Dazu zählen natürlich Online-Plattformen wie XING, aber eben auch die über 1.000 studentischen Verbindungen in Deutschland. Geben Sie nun in Ihrer Bewerbung an, dass Sie einer bestimmten Verbindung angehören, kann sich dies entsprechend auf Ihren Eindruck auswirken. Manche Burschenschaften zum Beispiel werden in der Öffentlichkeit heute häufig als politisch rechtsgerichtet wahrgenommen. Katholische Verbindungen und Corps haben dagegen nach wie vor ein gutes Image und wirken durchaus noch immer positiv. Pauschal lässt sich nicht beurteilen, ob eine Studentenverbindung als berufliches Netzwerk taugt. Ist das Image positiv und sind die „Alten Herren“ in führenden Positionen, stehen die Aufstiegschancen gut – gerade als Berufseinsteiger.