Wie funktioniert das System der Altersvorsorge? Wie sorge ich am besten vor? Diese Fragen kann man sich eigentlich gar nicht früh genug stellen. Schließlich gestalten junge Menschen, die heute in den Beruf einsteigen, ihre Altersvorsorge unter ganz anderen Rahmenbedingungen als ihre Eltern und Großeltern. Der Hauptgrund ist die sich ändernde Altersstruktur der Gesellschaft. Denn unsere Gesellschaft wird immer älter und es nicht davon auszugehen, dass ich dieser Trend mittelfristig umkehren wird. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass sich die Zahl der Deutschen im erwerbsfähigen Alter (20-64) bis zum Jahr 2050 im Vergleich zu 2008 um 14,3 Prozent verringern wird. Das hat direkte Auswirkungen auf die Altersvorsorge – insbesondere auf die gesetzliche Rente.
So funktioniert die gesetzliche Rentenversicherung
Der Staat sieht für Arbeitnehmer die Mitgliedschaft in der gesetzlichen Rentenversicherung verpflichtend vor. Als Mitglied in der Rentenversicherung zahlen Sie Beiträge, die an heutige Rentenbezieher ausgezahlt werden. Das Verfahren basiert auf dem sogenannten Umlageprinzip. Arbeitgeber und Arbeitnehmer bezahlen dabei jeweils die Hälfte des Gesamtbeitrags. Dieser hängt prozentual von der Höhe des Lohns ab (Stand 2023: 18,6 Prozent).
Diese Personen- und Berufsgruppen gehören verpflichtend der gesetzlichen Rentenversicherung an:
- Arbeitnehmer
- Auszubildende
- Wehrdienstleistende und Personen im Bundesfreiwilligendienst
- Menschen mit Behinderung
- Mütter und Väter in bestimmten Phasen der Kindererziehung
Selbstständige haben die Möglichkeit, freiwillig in die Rentenversicherung einzutreten. Für bestimmte selbstständige Berufsgruppen besteht sogar Mitgliedschaftspflicht, unter anderem für Handwerker, Hausgewerbetreibende, Künstler, Lehrer und Hebammen.
Der demografische Wandel als Herausforderung
Aus dem Umlageprinzip erschließt sich, warum die Alterung der Gesellschaft die gesetzliche Rentenversicherung vor Probleme stellt: Weniger Beitragszahler müssen in Zukunft eine größere Zahl von Rentenbeziehern finanzieren. Das hat entweder eine niedrigere Rente für heutige Beitragszahler oder erheblich höhere Beiträge für die Arbeitnehmer von morgen zur Folge. Zwar ist für die Höhe der späteren Rente auch maßgeblich, wie viele Jahre jemand eingezahlt hat und wie hoch sein Einkommensniveau war. Aber wenn weniger Geld im Topf für die Umlage vorhanden ist, sinkt das Rentenniveau auch im Allgemeinen.
Deswegen sollten junge Menschen am besten zusätzlich privat vorsorgen und damit möglichst früh beginnen. Ansonsten können – immer im Vergleich zum Einkommensniveau aus der Erwerbstätigkeit – hohe Einbußen drohen. Bereits heute hat der Gesetzgeber das Mindestsicherungsniveau für die gesetzliche Altersrente im Jahr 2030 von 48 auf 43 Prozent des durchschnittlichen Nettolohns gesenkt.
Die private und betriebliche Altersvorsorge
Es gibt viele Möglichkeiten, für das Rentenalter zu sparen. Wer beispielsweise sein Vermögen in ein Eigenheim investiert und vor Rentenbeginn den Kredit tilgt, muss im Alter keine Miete zahlen. Mit einer Lebensversicherung oder einem Sparplan lässt sich während der Erwerbstätigkeit Kapital aufbauen, das man sich im Rentenalter auszahlen lässt.
Anlageprodukte wie Aktienfonds versprechen zwar höhere Zinserträge als klassische Anlageprodukte, sie gehen aber wegen der Kursschwankungen an der Börse auch mit einem gewissen Risiko einher. Alle Formen der privaten Altersvorsorge sind in eine Ansparphase, in der Sie kontinuierlich Geld einzahlen, und eine Auszahlungsphase unterteilt. Beide Phasen lassen sich hinsichtlich der Sparbetragshöhe, der Verfügbarkeit des angesparten Kapitals und der Auszahlung unterschiedlich gestalten.
Darüber hinaus können Sie eine betriebliche Altersvorsorge nutzen. Darauf hat jeder Arbeitnehmer ein Recht. Wie diese im Detail aussieht, hängt vom Arbeitgeber ab. In der Gesetzgebung sind fünf Formen der betrieblichen Altersvorsorge definiert, aus denen der Arbeitgeber eine auswählen kann. Staatliche Unterstützung wird in Form eines Steuerfreibetrags gewährt. Auch die private Altersvorsorge fördert der Staat mit Zulagen und Steuerfreibeträgen: Dabei ist häufig von der Riester-Rente die Rede.
Was es mit der Rürup- und Riester-Rente auf sich hat
Bei der Riester-Rente oder Basis-Rente unterstützt der Staat Arbeitnehmer bei ihrer Altersvorsorge. Die maximale staatliche Zulage von jährlich 175 Euro wird ausgezahlt, wenn der eingezahlte Betrag 4 Prozent des Vorjahresbruttoeinkommens bzw. mindestens 60 Euro beträgt. Die Unterstützungssumme je Kind liegt bei 300 Euro, sofern die Geburt 2008 oder später stattfand. Für vor 2008 geborene Kinder erhalten Sie 185 Euro. Beiträge bis 2.100 Euro sind außerdem steuerlich absetzbar. Der eingezahlte Betrag wird vom Einkommen abgezogen und muss daher nicht versteuert werden. Wenn Sie bei Beginn der Riester-Rente jünger als 25 sind, erhalten Sie eine einmalige Prämie in Höhe von 200 Euro. Riester-Sparen ist mit verschiedenen Vertragsformen möglich:
- Wohn-Riester in Form eines Darlehens
- Riester-Bausparvertrag
- Riester-Sparplan
- Riester mit Aktienanlagen
- Riester innerhalb der privaten Rentenversicherung
Bei der Rürup-Rente fördert der Staat durch Steuervorteile die Altersvorsorge von Selbstständigen und Freiberuflern. 2021 können Selbstständige 92 Prozent der Beiträge bis zur Höhe von 23.724 Euro steuerlich geltend machen. Eine Altersvorsorge mit der Rürup-Rente kann beispielsweise im Rahmen einer privaten Rentenversicherung, eines Sparplans oder eines Aktienfonds erfolgen.
Bei der Altersvorsorge seinem Plan folgen
Welche Sparprodukte und Anlageformen die richtigen sind, lässt sich nur individuell beantworten. Deswegen ist eine sorgfältige Beratung bei der Altersvorsorge unerlässlich. Ein Experte kann die Vielfalt der Vorsorgeformen mit all ihren Risiken und Renditechancen erläutern und persönliche Entscheidungsfaktoren wie Einkommenshöhe, Karriere- und Familienplanung berücksichtigen. Häufig ist ein Mix aus verschiedenen Anlageprodukten und betrieblicher Altersvorsorge die beste Lösung. Wer früh mit der Vorsorge beginnt, hält sich viele Möglichkeiten offen und kann auf Veränderungen flexibel reagieren.