Großeltern, Eltern, Kind – früher war es ganz normal, dass mehrere Generationen als Großfamilie unter einem Dach leben. Heutzutage gibt es immer mehr Menschen, die sich diese Nähe wieder wünschen. Sie finden sie zum Beispiel in einem Mehrgenerationenhaus, einer Wohnform, bei der Menschen verschiedener Altersgruppen zusammenleben. Dabei geht es um mehr als nur Nachbarschaft: Das Prinzip der Großfamilie lebt wieder auf, unabhängig davon, ob die Bewohner des Hauses oder der Wohnung miteinander verwandt sind oder nicht.
Was ist ein Mehrgenerationenhaus?
Unter den Begriffen Mehrgenerationenhaus oder Mehrgenerationenwohnen versteht man das Zusammenleben von mehreren Familienangehörigen oder nichtverwandten Personen aus verschiedenen Generationen. Das kann zum Beispiel eine Familie mit den Großeltern sein oder eine Gemeinschaft von Senioren, jungen Familien und jüngeren Alleinstehenden, die sich vorher nicht kannten.
Ähnlich bunt sind die Möglichkeiten des Zusammenlebens in einem Multigenerationenprojekt. Das kann ein Einfamilienhaus mit einem Anbau oder einer Einliegerwohnung sein. Eine weitere Option sind WGs, in denen jeder sein eigenes Zimmer hat, Gemeinschaftsräume wie Küche, Bad und Wohnzimmer aber gemeinsam genutzt werden. Es gibt auch Wohnprojekte, bei denen ganze Wohnanlagen auf das Mehrgenerationenwohnen ausgerichtet sind. Sie bieten oft größere Wohnungen für Familien mit Kindern und kleinere, altersgerechte Appartements für Senioren sowie Gemeinschaftsräume und gemeinsam genutzte Gartenanlagen.
Sinn und Zweck dieser Wohngemeinschaften ist das Miteinander. Alle Beteiligten bleiben unabhängig voneinander, helfen sich aber gegenseitig. Die Jüngeren kaufen für die Älteren ein und unterstützen sie bei Tätigkeiten, die nicht mehr so gut von der Hand gehen. Die Senioren passen im Gegenzug auf die Kinder auf, wenn die Eltern arbeiten, und helfen bei den Hausaufgaben. Die Wohnprojekte sollen allerdings weder eine Kindertagesstätte noch ein Altenheim ersetzen. Es geht um das Zusammenleben und die gegenseitige Unterstützung.
Beispiele für Mehrgenerationenhäuser in der Region sind das Wohnprojekt anders leben – anders wohnen im Osten Frankfurts und Blü17 der Genossenschaft Gemeinschaftlich Wohnen im Wiesbadener Westend.
Übrigens: Der Begriff Mehrgenerationenhaus ist nicht ganz eindeutig. Manchmal versteht man darunter auch einen für alle offenen Begegnungsort. Solche Treffpunkte finden Sie in vielen Städten. Sie sind gleichzeitig Stadtteil- und Familienzentrum, Senioren- und Kindertreff. Allerdings gibt es keine Möglichkeit, dort zu wohnen.
Vorteile eines Mehrgenerationenhauses
Wenn mehrere Generationen unter einem Dach leben, hat das viele Vorteile für alle Beteiligten. Dazu gehören:
- immer in Gesellschaft: Mehrgenerationenwohnen ist bewusst mehr als bloße Nachbarschaft. Wer Gesellschaft sucht, findet sie auch – etwa in den Gemeinschaftsräumen. Niemand soll sich einsam fühlen.
- Aufgabenteilung: Je nach Projekt werden bestimmte Aufgaben, die im Haushalt anfallen, untereinander verteilt. Die einen können gut gärtnern, die anderen kennen sich mit Reparaturarbeiten aus. Jeder bringt sich ein.
- gegenseitige Unterstützung: Ab einem gewissen Alter gehen bestimmte Dinge nicht mehr so leicht von der Hand. Schwere Einkaufstüten tragen beispielsweise. In einem Mehrgenerationenhaus ist man füreinander da. Die jüngere Generation transportiert die Einkäufe, die ältere passt im Gegenzug auf die Kinder auf.
- gemeinsame Unternehmungen: Mehrgenerationenhäuser sind eine gute Möglichkeit für gemeinsame Aktivitäten. Gerade in den größeren Wohnprojekten findet sich immer jemand, um in der Freizeit etwas zu erleben.
- Erfahrungen älterer Generationen: Mit der Lebenserfahrung kommt die Weisheit. Ältere Menschen haben viele Situationen schon einmal erlebt, die Jüngere noch vor sich haben. Sie können hilfreiche Tipps in allen Lebenslagen geben. Wenn die eigenen Großeltern weiter weg wohnen, sind die Senioren-Mitbewohner für Kinder ein toller Ersatz, wenn dies von beiden Seiten gewünscht ist.
- geteilte Nebenkosten: Wer unter einem Dach wohnt, benötigt viele Verträge nur einmal, etwa für das Festnetztelefon, Internet und den Rundfunkbeitrag. Das Gleiche gilt für Nebenkosten wie Strom und Gas. Natürlich hängt dies von der Art des Projekts ab. In einer WG lassen sich die Nebenkosten eher untereinander aufteilen als bei separaten Wohneinheiten.
Wer selbst ein Mehrgenerationenhaus bauen möchte anstatt in einem bestehenden Projekt eine Wohnung zu mieten, hat Vorteile bei der Finanzierung des neuen Zuhauses. Wer gemeinsam baut, finanziert auch gemeinsam. Oft kommt bei einem Mehrgenerationenhaus mehr Eigenkapital zusammen. Dadurch benötigen Sie einen niedrigeren Kredit. Vielleicht sind auch mehrere Kreditnehmer möglich, zum Beispiel die Eltern- und die Großeltern. Das kann sich günstig auf die Kreditkonditionen auswirken. Sie haben möglicherweise auch mehr Geld für Sondertilgungen. Eines haben diese Projekte jedoch mit dem normalen Hausbau gemeinsam: Beratung ist unabdinglich. Setzen Sie sich mit uns in Verbindung, damit wir Sie bei der Finanzierung Ihres Projekts begleiten können.
Herausforderungen für das gemeinsame Wohnen
Das gemeinsame Zusammenleben von mehreren Generationen unter einem Dach hat nicht nur Vorteile, sondern bringt auch Herausforderungen mit sich, zum Beispiel:
- unterschiedliche Weltanschauungen und Meinungen in den verschiedenen Altersgruppen
- finanzielle Herausforderungen, zum Beispiel bei unvorhergesehenen Ausgaben wie einem kaputten Heizkessel
- gerechte Verteilung der gemeinsamen Aufgaben
- Eigenverantwortung bei allen Beteiligten, damit das Projekt wie geplant funktioniert
- je nach Projekt können die persönlichen Rückzugsmöglichkeiten begrenzt sein, wenn man beispielsweise nur ein eigenes Zimmer hat, die Gemeinschaftsräume aber mit anderen teilt
Besprechen Sie mögliche Konfliktsituationen bereits im Vorfeld. Legen Sie gemeinsam Regeln für das Zusammenleben fest und überlegen Sie sich, wie Sie vorgehen, wenn es doch einmal zu einem Konflikt kommt. So stellen Sie sicher, dass alle Beteiligten eine ähnliche Vorstellung vom Mehrgenerationenwohnen haben und jeder frei entscheiden kann, ob diese Lebensform für sie oder ihn geeignet ist.
… 2019 29 Prozent der Befragten einer Umfrage angaben, dass sie sich vorstellen könnten, in einem Mehrgenerationenhaus zu wohnen?“
(Quelle: Interhyp, 2019)
Im Mehrgenerationenhaus unverzichtbar: Barrierefreiheit
Egal, ob Sie Ihr eigenes Mehrgenerationenhaus bauen oder eine bestehende Immobilie umgestalten: Achten Sie darauf, dass die Immobilie altersgerecht ist. So stellen Sie sicher, dass ältere Bewohner sich dort zuhause fühlen. Auch die Jüngsten profitieren von ebenen Fußböden ohne Stolperschwellen. Breite Eingangstüren mit Rampe statt Treppe sind nicht nur für Rollstuhlfahrer, sondern auch für Eltern mit Kinderwagen hilfreich. Weitere Maßnahmen sind Fahrstühle für die höheren Stockwerke und barrierefreie Badezimmer mit bodengleichen Duschen und höhenverstellbaren Armaturen.
Die KfW fördert altersgerechte Umbauten mit den Programmen „Altersgerecht Umbauen – Kredit (159)“ und „Barrierereduzierung – Investitionszuschuss (455-B). Damit können Sie beispielsweise Ihr Bad ausbauen, den Eingangsbereich barrierefrei gestalten oder Gemeinschaftsräume in einem Mehrgenerationenhaus umbauen oder einrichten. Wir beraten Sie gerne zu den KfW-Förderkrediten.