Sie wohnen in Wiesbaden. Hier haben Sie seit mehreren Jahren eine Wohnung gemietet. Nun droht Ihr Vermieter mit Kündigung. Sie meinen zu Unrecht und wollen juristisch dagegen vorgehen. Oder: Sie wurden auf Frankfurts Straßen in einen Autounfall verwickelt. Die Kfz-Haftpflichtversicherung des Unfallgegners verweigert aber Ihnen zustehende Leistungen. Sie wollen Ihre Forderungen nun vor Gericht geltend machen. In diesen und vielen weiteren (Streit-)Fällen ist es sinnvoll, eine private Rechtsschutzversicherung zu besitzen. Denn schnell belaufen sich die Anwalts- und Gerichtskosten auf mehrere tausend Euro. Eine Rechtsschutzversicherung sichert Sie gegen solche Kosten ab.
Welche Bereiche schützt die Rechtsschutzversicherung?
Eine Besonderheit bei Rechtsschutzversicherungen ist: Die Police lässt sich nach Maß schneidern. Der Rechtsschutz wird für verschiedene Kategorien angeboten. Je nach Bedarf und Notwendigkeit wählen Sie ein Modul aus oder kombinieren mehrere zu einer Paketlösung.
- Privatrechtsschutz: Abgedeckt werden alle Auseinandersetzungen von Privatpersonen, aber auch Streitfälle mit Behörden und Dienstleistern. So zahlt die Rechtsschutzversicherung, wenn Sie Ihren Arzt nach einer Falschbehandlung auf Schadenersatz verklagen, einen Streit mit Ihrem Nachbarn über laute Musik juristisch ausfechten oder wegen einer ungerechtfertigten Ordnungswidrigkeit vor Gericht ziehen.
- Berufsrechtsschutz: Der Arbeitgeber hat eine ungerechtfertigte Kündigung ausgesprochen? Ihnen stehen noch mehrere Gehaltszahlungen zu? Oder das Arbeitszeugnis ist fehlerhaft? Da in solchen und weiteren Fällen Arbeitnehmer im direkten Streit oft im Nachteil sind, hilft beim Gang vor Gericht der Berufsrechtsschutz. Zumal bei arbeitsgerichtlichen Prozessen in der ersten Instanz alle Beteiligten ihre Kosten selbst tragen müssen – auch wenn sie Recht bekommen.
- Mieter-/Vermieter-Rechtsschutz: Die Versicherung können Mieter wie Vermieter gleichermaßen abschließen. Denn das Konfliktpotenzial ist hoch. Typische Streitsachen sind Mieterhöhungen, Kündigungen wegen Eigenbedarf, Verbote bei der Haustierhaltung oder die Frage, wer für die Beseitigung bestimmter Mängel verantwortlich ist.
- Verkehrsrechtsschutz: Dieses Modul ist nicht zu verwechseln mit der Autoversicherung. Die Kfz-Haftpflicht kommt für durch Sie verschuldete Schäden Dritter auf, die Kaskoversicherung für Schäden am eigenen Auto. Wollen Sie hingegen eigene Forderungen durchsetzen, benötigen Sie die Verkehrsrechtsschutzversicherung. Besonders sinnvoll ist dieses Rechtsschutz-Modul, wenn Sie nur als Fußgänger oder Fahrradfahrer unterwegs sind. Zudem steht Ihnen diese Versicherung auch bei Widersprüchen gegen Bußgelder und Streitigkeiten beim Autokauf zur Seite.
Welche Tarifvarianten werden angeboten?
Wie bei der Unfallversicherung oder anderen privaten Policen findet sich auch bei der Rechtsschutzversicherung für jede Lebenssituation der passende Tarif. Angeboten werden spezielle Versicherungen beispielsweise für Singles, Paare oder Familien. Bei diesen sind auch Kinder bis maximal 25 Jahren abgesichert.
Welche Rechtsschutz-Leistungen sollte die Versicherung beinhalten?
Der erste und wichtigste Punkt ist eine ausreichend hohe Deckungssumme. Die meisten Rechtsschutzversicherungen bieten eine Abdeckung von 250.000 bis 300.000 Euro an. Das ist in den meisten Fällen angemessen, handelt es sich doch um die Deckungssumme pro Fall. Sehr praktisch ist zum Beispiel eine telefonische Rechtsberatung, bei der Sie Fragen schnell und unkompliziert klären können, ohne einen Termin beim Anwalt zu vereinbaren. Wichtig ist auch, dass der Rechtsschutz nach der Folge-Ereignis-Theorie abgesichert ist. Liegt die Ursache für den Streit vor dem Abschluss der Versicherung, besteht auch dann Rechtsschutz für Sie.
Welche Kosten übernimmt die Rechtsschutzversicherung?
Die private Rechtsschutzversicherung kommt für alle Kosten eines Rechtsstreites auf. Übernommen werden zum einen die Gebühren für Anwälte. Zum anderen gibt es eine Reihe von Kosten, die ebenfalls abgedeckt sind: zum Beispiel die Gerichtskosten, die Gebühren, die für Zeugen und Sachverständige zu zahlen sind, oder Übersetzungen von Dokumenten. Was Sie vielleicht nicht wissen: Wenn Sie vor Gericht verlieren, müssen Sie die Kosten Ihres Gegners übernehmen. Die Rechtsschutzversicherung zahlt aber ebenfalls für diese Ausgaben.
Abgedeckt sind meist auch außergerichtliche Verfahren, wenn sie helfen, die Auseinandersetzung zu beenden, und dadurch unnötig hohe Kosten verhindern. Daher übernehmen mittlerweile die meisten Rechtsschutzversicherungen beispielsweise die Kosten für einen Mediator, der als unbeteiligter Dritter den Streit neutral schlichten kann.
Welche Rechtsfragen sind vom Rechtsschutz ausgeschlossen?
Entgegen der landläufigen Meinung stellen Rechtsschutzversicherungen keine Rund-um-sorglos-Pakete dar – weil bei vielen Policen bereits bei Abschluss bestehende Konflikte ausgeschlossen werden. Die Ausnahme: Ihre Versicherung enthält die Klausel zur Folge-Ereignis-Theorie. Aber auch bei allen neuen Verträgen gilt es, eine dreimonatige Wartefrist einzuhalten. Das bedeutet: Erst drei Monate nach Inkrafttreten des Versicherungsvertrages darf die Rechtsschutzversicherung erstmalig in Anspruch genommen werden. Bei Verkehrsrecht-Fragen entfällt meist die Wartezeit. Solche Streitfälle, zum Beispiel wenn Sie in einem Baustellenabschnitt auf der Autobahn geblitzt wurden, werden auch unmittelbar abgedeckt.
Auch für spezielle Rechtsfragen besteht oft kein Rechtsschutz. Die Versicherung übernimmt nicht die Abwehr von Schadenersatzansprüchen an Sie. Für diesen „passiven Rechtsschutz“ ist in der Regel Ihre private Haftpflichtversicherung oder die Kfz-Haftpflicht zuständig. Auch Streitfälle beispielsweise in den Bereichen Hausbau, Baufinanzierung oder Grundstücksverkauf werden nicht abgedeckt. Vorsätzliche Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten sind selbstverständlich ebenfalls ausgeschlossen. Und wer sich zwischen Westerwald und dem Main-Taunus-Kreis selbstständig macht, als Freiberufler arbeitet oder ein Gewerbe anmeldet, benötigt eine Gewerbe-Rechtsschutzversicherung.