Studienkredit: Auslandsstudium sicher finanzieren

Studienkredit: Auslandsstudium sicher finanzieren

Drei Monate lang war Greta mit 15 zum Schüleraustausch in der Provence. Seit dieser Zeit hat es ihr Frankreich angetan. Sie hat nicht nur fleißig die Sprache gelernt und ist regelmäßig dorthin gereist. Gleich nach dem Abitur hat sie einen Bachelorabschluss in Romanistik gemacht. Ihr Masterstudium möchte sie jetzt gerne in Frankreich absolvieren. Über Hochschulort und Studiengang sowie Zugangsvoraussetzungen hat sie sich schon ausführlich informiert. Jetzt stellt sich für sie nur noch die Frage, ob sie einen Studienkredit fürs Ausland benötigt oder ob es auch andere Wege der Finanzierung gibt.

Europa entdecken mit Erasmus+

Es muss nicht immer gleich ein Studienkredit fürs Ausland sein. Wer sich für ein Auslandsstudium innerhalb Europas entscheidet, kann sich für das Erasmus-Programm bewerben. Das Programm der Europäischen Union fördert Aufenthalte zwischen 3 und 12 Monaten in den 28 Mitgliedsstaaten des Staatenverbunds sowie in Island, Norwegen, Liechtenstein, Schweiz, Kroatien und der Türkei. Allerdings muss die Heimathochschule am Programm teilnehmen. Wie hoch die Förderung ausfällt, bestimmen die Lebenshaltungskosten im Zielland. Die ausgezahlten Beträge liegen zwischen 330 und 450 Euro monatlich. Zusätzliche Unterstützung können Studierende beantragen, die ihre Kinder mitnehmen, sowie behinderte Studierende. Außerdem fallen für Erasmus-Stipendiaten an den Gasthochschulen keine Studiengebühren an.

Wer das Erasmus-Programm schon für den Bachelor genutzt hat, kann sich für eine weitere Förderung während des Masters, eines Praktikums von mindestens 2 oder eines Studiums von mindestens 3 Monaten bewerben. Die Erasmus-Gelder werden jeweils nicht auf den BAföG-Satz oder das Deutschlandstipendium angerechnet.

Zu jeder Erasmus-Förderung gehört ein Motivationsschreiben. Die Plätze für das Programm sind begrenzt. Die Erasmus-Kandidaten werden nach dem Notendurchschnitt und der überzeugendsten Bewerbung ausgewählt. Hinzu kommen grundsätzliche Voraussetzungen, die jeder Kandidat erfüllen muss:

  • An einer Universität im Vollzeitstudium immatrikuliert sein
  • Mindestens das erste Studienjahr abgeschlossen haben
  • Die Staatsangehörigkeit eines EU-Staates oder eines Staates, der Vertragspartner im Europäischen Wirtschaftsraum ist oder zu den assoziierten Ländern gehört, besitzen
  • Über eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis oder eine behördliche Anerkennung als Flüchtling oder Staatenloser verfügen
  • Über ausreichende Kenntnisse der Sprache verfügen, in der die Lehrveranstaltungen abgehalten werden
  • Grundkenntnisse der Landessprache des Gastlandes beherrschen
  • Keine Förderung oder Bezüge aus Mitteln ähnlicher EU-Programme wie „Leonardo da Vinci“ erhalten

Wer sich glücklich schätzen kann und eine Erasmus-Förderung erhält, muss diese später nicht zurückzahlen. Wenn Sie allerdings den Erasmus-Aufenthalt nicht antreten, verkürzen, abbrechen oder bestimmte Förderungsrichtlinien nicht erfüllen (dabei geht es vor allem um das Nichterreichen der Studienpunkte während des Auslandsstudiums), müssen Sie die Fördergelder zurückerstatten.

Außerhalb der Europäischen Union mit PROMOS studieren

Um Ihr Auslandsstudium zu finanzieren, können Sie sich auch an das PROMOS-Programm des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) wenden. Mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft (BMBF) soll die Mobilität von Studierenden außerhalb der EU gefördert werden. Unterstützt werden auch Aufenthalte an Hochschulen in der EU, die nicht am Erasmus-Programm teilnehmen. Bewilligt werden finanzielle Hilfen zwischen 300 und 500 Euro monatlich, abhängig von der Art des Aufenthalts und dem Zielland. Es werden unter Umständen auch Reisekostenpauschalen in unterschiedlicher Höhe ausgezahlt. Teilweise werden auch die Studiengebühren übernommen.

Einen besonderen Fokus legt der DAAD mit seinem „Go East“-Stipendium auf die Länder Ost- und Südosteuropas, die nicht Teil des Erasmus-Programms sind. Aber auch für weitere Hochschulen außerhalb Europas gibt es zahlreiche weitere Förderungsmöglichkeiten.

PROMOS-Fördergelder werden nicht zentral über den DAAD vergeben. Das jährliche Antragsvolumen verteilt die Institution nach bestimmten Kriterien an die Hochschulen. Wenn Sie sich um eine PROMOS-Förderung bemühen möchten, müssen Sie sich direkt an das Internationale Office Ihrer Hochschule wenden. Der Bewerbungsprozess, die Auswahl sowie die jeweiligen Bewerbungsfristen werden individuell von der Hochschule festgelegt.

Wussten Sie, dass …
… sich die Zahl der Studierenden im Ausland mehr als verdoppelt hat? Waren es 2004 noch 66.400 Studierende, studierten 2016 schon 144.900 Deutsche an ausländischen Hochschulen.“
(Quelle: Statistisches Bundesamt, 2018)

Stipendienprogramme fürs Auslandsstudium

Neben den genannten Förderungsprogrammen gibt es zahlreiche Stipendien, mit denen sich ein Auslandsstudium teilweise finanzieren lässt. Das Fullbright-Stipendium beispielsweise bezuschusst Aufenthalte in den USA. Bis zu 34.500 US-Dollar plus Reise- und Nebenkosten erhalten Stipendiaten. Eine solche Förderung ist insbesondere deshalb hilfreich, weil die Studiengebühren oft mehrere Zehntausende Euro betragen. Ein weiteres Programm für ein Studium in den USA ist das McCloy-Academic-Scholarship. Die Stipendiaten erhalten die Möglichkeit, an der Harvard Kennedy School – einer Einrichtung der Harvard University – einen zweijährigen Master zu machen. Dafür werden die Studiengebühren übernommen sowie eine Reisekostenpauschale und 500 US-Dollar Startgeld ausgezahlt. Monatlich erhalten die Stipendiaten 1.900 Dollar für ihren Unterhalt.

Es gibt aber auch Stipendien aus Deutschland für das Ausland. So unterstützt das Haniel-Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes Studenten, die sich für wirtschaftliche Fragestellungen interessieren. Sie benötigen einen Studienabschluss, die Fachrichtung spielt keine Rolle. Das Programm setzt sich zusammen aus Aufbaustudium im Ausland und einem Praktikum, das mindestens zwei Monate dauert. Neben einer Reisekostenpauschaule und einem jährlichen Studiengebührenzuschuss bezahlt die Stiftung bis zu 22 Monate bis zu 1.500 Euro für die Lebenshaltungskosten. Das Carlo-Schmid-Stipendium dagegen unterstützt 3- bis 6-monatige Praktika bei EU-Institutionen, internationalen und Nichtregierungsorganisationen.

Stipendienprogramme vor Ort

Des Weiteren lohnt sich ein Blick auf die Stipendienprogramme ausländischer Hochschulen; sie bieten Unterstützung für internationale Studierende an. Einige erlassen ausländischen Studenten einen Teil der Studiengebühren, andere bieten eine finanzielle Unterstützung.

Auslands-BAföG für Nicht-BAföG-Berechtigte in Deutschland

Eine weitere Möglichkeit, sich den Auslandsaufenthalt zu finanzieren, ist die Beantragung von Auslands-BAföG. Auch wer in Deutschland die staatliche Berufsausbildungsförderung nicht erhält, kann unter Umständen im Ausland dazu berechtigt sein. Auslands-BAföG ist zur Hälfte ein Zuschuss und zur anderen Hälfte ein zinsloses Staatsdarlehen. Es muss 6 Monate vor Antritt des Auslandsstudiums beantragt werden. Die ausgezahlten Beträge sind die gleichen wie in Deutschland. Allerdings können Zuschläge beantragt werden, wenn die Lebenshaltungskosten im Zielland sehr hoch sind. Diese müssen nicht zurückgezahlt werden.

Teilweise werden vom Auslands-BAföG auch Reisekosten und für einen begrenzten Zeitraum Studiengebühren übernommen. Deutsche, die dauerhaft im EU-Ausland und in der Schweiz studieren, können sich bis zum Abschluss eines Vollstudiums fördern lassen. Außerhalb der EU beträgt die Förderung in der Regel nur maximal ein Jahr. Das Auslands-BAföG wird nicht beim Hochschulwerk des Studienorts beantragt, sondern bei zentralen Auslandsämtern in Deutschland, die die Auslandsförderung nach dem BAföG anhand des jeweiligen Ziellandes prüfen.

Studienkredit für das Auslandstudium

Wer weder BAföG bekommt noch Unterstützung aus einem Stipendium erhält, hat die Möglichkeit, sein Auslandsstudium über einen Kredit zu finanzieren. Lebensunterhalt, Studiengebühren und gegebenenfalls Sonderausgaben müssen bezahlt werden. Dafür bieten Finanzinstitute spezielle Studienkredite an. Der wesentliche Unterschied zu einem normalen Privatkredit besteht darin, dass die Summe nicht auf einmal, sondern in monatlichen Beträgen ausgezahlt wird. Im Idealfall richten sich die jeweiligen Konditionen der Studienkredite nach den Bedürfnissen der im Ausland Studierenden. Der KfW-Studienkredit kann über die Website der KfW beantragt werden.

Mit dem KfW-Studienkredit lassen sich nur teilweise Auslandssemester finanzieren, da eine Grundvoraussetzung die weitere Einschreibung an einer deutschen Hochschule ist. Ansonsten ist eine Voraussetzung für den Studienkredit, dass es sich um ein Erststudium in Vollzeit handelt. Die Förderfähigkeit lässt sich leicht über die KfW prüfen. Nach einer positiven Antwort lässt sich der Kreditantrag unkompliziert online und mithilfe Ihres Naspa-Beraters beantragen.

Alternative zum Studienkredit: Bildungskredit fürs Auslandsstudium

Eine weitere Möglichkeit, sich ein Studium im Ausland zu finanzieren, ist ein Bildungskredit. Wer schon ein paar Semester studiert und noch unter 36 Jahre alt ist, kann einen staatlichen Bildungskredit für sein Auslandsstudium beantragen, solange die Einrichtung im Ausland als förderfähig gilt. Das Bundesverwaltungsamt genehmigt die Finanzspritze unabhängig vom Einkommen der Eltern. Maximal werden 7.200 Euro zu einem vergleichsweise günstigen Zinssatz verliehen. Erst vier Jahre nach Auszahlung der ersten Rate muss mit der Rückzahlung begonnen werden. Mit 120 Euro pro Monat sind die monatlichen Raten moderat. Der Bildungskredit fürs Auslandsstudium ist nicht an Leistungsnachweise gebunden und lässt sich mit anderen Finanzierungsmöglichkeiten wie dem BAföG kombinieren.

Viele Wege, das Auslandsstudium zu finanzieren

Ein Kredit hilft, das Studium im Ausland zu finanzieren. Allerdings sollten Sie zunächst die Angebote und Konditionen sorgfältig prüfen, bevor Sie eine Entscheidung fällen. Vor allem aber sollten Sie sich auch über andere Finanzierungsmöglichkeiten informieren. Mit Voll- und Teilzeitstipendien lässt sich unter Umständen das Studium im Ausland ebenfalls finanzieren – lohnenswert, auch wenn nur ein Teil übernommen wird oder die Finanzierung nur über einen bestimmten Zeitraum läuft. Nichts ist beim Start ins Berufsleben schöner als eine überschaubare Summe, die als Studienkredit zurückgezahlt werden muss.