Wer eine Hochschulzugangsberechtigung besitzt, darf ohne Umwege an die Hochschule. Dazu zählen die Schulabschlüsse, die gemeinhin mit dem Begriff Abitur bezeichnet werden: die allgemeine Hochschulreife (Abitur), fachgebundene Hochschulreife und Fachhochschulreife. Wer als junger Erwachsener nicht länger die Schulbank drücken wollte, sondern gleich ins Berufsleben gestartet ist, hat es schwerer. Das Abitur kann man über den zweiten Bildungsweg nachholen. Aber noch weitere Wege führen an die Uni.
Voraussetzungen für ein Studium ohne Abitur
Welche Voraussetzung Sie erfüllen sollten, damit die Hochschule Sie ohne Abitur zum Studium zulässt, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Berufsqualifizierte mit mehrjähriger einschlägiger Erfahrung haben in der Regel die besten Aussichten. In Rheinland-Pfalz dürfen Sie direkt nach der Ausbildung ein Studium aufnehmen, wenn Sie diese mit guten Noten abgeschlossen haben. In Hessen wiederum benötigen Sie zusätzlich drei Jahre Berufspraxis.
Erfüllen Sie diese Anforderungen, sind mitunter noch weitere Hürden wie Eignungsprüfung oder Probezeit zu nehmen. Welches Auswahlverfahren Sie durchlaufen, legt die jeweilige Hochschule fest. Allerdings sind immer wieder Ausnahmen möglich. Wer ein Kunststudium anstrebt und eine entsprechende künstlerische Begabung nachweist, wird normalerweise ohne Weiteres zugelassen. Mitunter wird auch die Betreuung von Kindern oder die Pflege von Angehörigen als Berufserfahrung anerkannt.
Hochschulzugang mit Aufstiegsfortbildung
Am leichtesten haben es Studieninteressierte, die eine Aufstiegsfortbildung mit Erfolg abgeschlossen haben. Denn in den meisten Fällen haben Sie damit bereits Ihre Zugangsberechtigung erworben. Wer einen Meistertitel führt, Fachwirt oder staatlich geprüfter Techniker ist, dem öffnen sich die Tore zur Universität. Dabei stehen Ihnen alle Fächer frei. Sofern es für das anvisierte Studienfach eine allgemeine Zulassungsbeschränkung gibt, gelten für Sie dann die gleichen Voraussetzungen wie für Bewerber mit Abitur.
Studium mit fachlich bezogener Berufserfahrung
Auch für Berufsqualifizierte ohne Aufstiegsfortbildung stehen die Chancen gut, wenn der gewünschte Studiengang eine fachliche Nähe zum ausgeübten Beruf aufweist. Zugelassen werden Sie, wenn Sie eine Berufsausbildung absolviert haben und Sie – zumindest in einigen Bundesländern – darüber hinaus mindestens drei Jahre lang in Ihrem Beruf tätig waren.
Inwieweit Ihr Berufsfeld einen thematischen Bezug besitzt, wird die Hochschule individuell prüfen. Allzu fachfremd sollten Sie jedoch nicht sein. Beispielsweise können Sie nach einer kaufmännischen Ausbildung und Tätigkeit zwar Betriebswirtschaftslehre studieren, nicht aber Kunstgeschichte.
Je nach Bundesland und Hochschule existieren weitere Zulassungsschranken. So müssen Sie für ein Studium ohne Abitur in Hessen eine Eignungsprüfung ablegen. Oft handelt es sich um schriftliche und mündliche Studierfähigkeitstests, die Ihre Allgemeinbildung sowie fachliches Wissen überprüfen. Ebenfalls üblich ist ein Probestudium. Sie sind in diesem Fall für die ersten zwei oder vier Semester unter Vorbehalt zugelassen. Haben Sie sich bewiesen, dürfen Sie sich als Studierender offiziell einschreiben. Ihre bisher erbrachten Leistungen werden Ihnen angerechnet.
Studium mit Berufserfahrung ohne fachliche Nähe
Streben Sie ein Studium an, das nicht mit Ihrem bisherigen Beruf verwandt ist, wird Ihre Zulassung an weitere Bedingungen geknüpft. Grundvoraussetzung ist in jedem Fall eine Ausbildung, außerdem zumeist Berufserfahrung. Mit einer Zugangsprüfung oder einer Probezeit sollten Sie in jedem Fall rechnen.
Einige Bundesländer beziehungsweise Hochschulen haben Sonderregelungen eingeführt. Für ein Studium ohne Abitur in Hessen müssen Sie sich vor Ihrer Bewerbung in einem Umfang von 400 Stunden weiterbilden. Die Weiterbildung sollte in einem Bereich erfolgen, der dem angestrebten Studienfach fachlich nahesteht. Anschließend legen Sie die Zugangsprüfung ab.
Quoten für ein Studium ohne Abitur
Eine weitere Hürde kommt auf Sie zu, wenn Sie sich für ein Studienfach interessieren, für das ein Numerus clausus existiert. Einige Fächer sind so beliebt, dass es mehr Bewerber als Studienplätze gibt. Daher richten entweder die Hochschulen selbst eine örtliche Beschränkung ein oder die Studienplätze werden zentral von der Stiftung für Hochschulzulassung vergeben. Letzteres gilt für die Fächer Medizin, Tiermedizin, Zahnmedizin und Pharmazie. Sowohl bei einem örtlichen als auch beim zentralen Numerus clausus legen Sie eine Zugangsprüfung ab. Andernfalls gilt für eine Bewerbung bei der Stiftung für Hochschulzulassung automatisch die wenig erfolgversprechende Durchschnittsnote von 4,0.
Zudem haben viele Hochschulen für Studieninteressierte ohne Abitur eine Sonderquote eingerichtet. Das bedeutet, dass nur drei bis zehn Prozent der verfügbaren Studienplätze für diese Bewerber zur Verfügung stehen. Bewerben sich mehr Kandidaten ohne Abitur, findet ein zusätzliches Auswahlverfahren statt. Nur die besten Bewerber erhalten dann einen der für sie reservierten Studienplätze.