Wenn Sie kurz nach der Geburt Ihr kleines Baby im Arm halten, können Sie sich wahrscheinlich nur schwer vorstellen, dass dieses zarte Geschöpf in einem Jahr selbstständig die Welt erkunden und erste Wörter sprechen wird. An seinem ersten Geburtstag ist Ihr Kleines etwa eineinhalbmal so groß wie bei seiner Geburt und wiegt ungefähr das Doppelte. Seine geistigen und motorischen Fähigkeiten entwickeln sich in dieser Zeit rasant. Dabei hat jedes Kind seinen eigenen Kopf und sein eigenes Tempo.
Erster bis dritter Lebensmonat
Die Geburt war für Mutter und Kind anstrengend. In den ersten Tagen danach benötigen Sie beide viel Ruhe, aber natürlich können Sie die kurzen Wachphasen des Babys nutzen, um sich mit Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter bekannt zu machen. In den ersten drei Monaten gewöhnt sich der neue Erdenbürger an seine Umgebung und Sie sich an das neue Familienmitglied. Nehmen Sie sich als Familie viel Zeit, um einander kennenzulernen, übertreiben Sie es aber nicht. Vor allem in den ersten sechs Wochen benötigt Ihr Kind viel Schlaf.
Im Übrigen ist das Kleine nicht so hilflos, wie es nach der Geburt gewirkt hat. In den ersten Wochen zeigt es noch wichtige Reflexe wie den Saug- oder Greifreflex, die sich mit der Zeit zurückentwickeln. Dafür gewinnt Ihr Kind Sicherheit in seinen Bewegungen. Am Ende dieses Abschnitts kann es oft schon seinen Kopf und vielleicht sogar den Oberkörper heben.
Im ersten Lebensmonat lächelt Ihr Baby schon im Schlaf. Bei diesem Engelslächeln handelt es sich aber nicht um ein „echtes“ Lächeln, sondern um einen Muskelreflex. Etwa ab dem zweiten Monat beherrscht Ihr Kind dann ein echtes, soziales Lächeln – und schaut Sie dabei direkt an.
Vierter bis sechster Lebensmonat
In diesem Alter wird Ihr Kleines mobiler. Es lernt, sich vom Bauch auf den Rücken und wieder zurück zu drehen. Halten Sie ihm die Hände hin, zieht es sich daran hoch. Ihr Kind greift jetzt gezielt nach Gegenständen, die Sie vor sein Gesicht halten. Anschließend erkundet es sie mit den Händen – und mit dem Mund.
Richtig unterhalten können Sie sich mit dem Kleinen noch nicht, aber Kinder in diesem Alter beherrschen bereits ein vielfältiges Vokabular an Lauten. Es ahmt Geräusche nach, die Sie ihm vormachen, und beginnt damit, einzelne Silben zu brabbeln. Außerdem versteht es, wenn Sie es mit seinem Namen ansprechen und reagiert darauf, indem es beispielsweise den Kopf dreht.
Siebter bis neunter Lebensmonat
Babys sind neugierig und erkunden gerne ihre Umgebung. Viele Kinder lernen in dieser Zeit, wie sie robben, rutschen oder krabbeln. Sie benötigen jetzt nicht mehr Ihre Hilfe, um die Wohnung zu erkunden. Achten Sie darauf, dass Ihr Zuhause kindersicher ist und das Kleine sich nicht stoßen oder Dinge herunterschmeißen kann. Mit etwa neun Monaten können die meisten Kinder ohne Unterstützung aufrecht sitzen.
Ihr Baby nimmt nun schon richtig am Familienleben teil. Setzen Sie es zu den gemeinsamen Mahlzeiten an den Tisch: Es wird Sie beim Essen beobachten. Ab etwa dem sechsten Monat beginnen Kinder zu zahnen. Sie können jetzt allmählich Babynahrung zufüttern, aber natürlich auch weiterhin stillen. Die Gespräche mit Ihrem Kind bestehen noch hauptsächlich aus Babysprache, doch es lernt jetzt immer mehr Silben und bildet sogar schon Silbenketten. Daraus entwickelt sich dann häufig das erste „Mama“ oder „Papa“ – ein besonderer Moment für die Eltern.
Ihr Baby „spricht“ nun auch mit Blicken und Gesten. Es schüttelt den Kopf, wenn es etwas nicht möchte, oder winkt, um jemanden zu verabschieden. Etwa im achten Monat beginnt eine Zeit, die für Kind und Eltern anstrengend ist: Das Kleine fremdelt. Sobald sich Mama und Papa entfernen, beginnt es zu weinen. Andere Menschen außer die vertrauten Bezugspersonen werden mit Misstrauen behandelt und oft sogar abgelehnt. Das können auch Personen sein, die Ihr Baby eigentlich kennt, zum Beispiel die Großeltern. Das kann nervenaufreibend sein, ist aber eine wichtige Entwicklungsphase Ihres Babys, die zum Glück vorbeigeht.
Zehnter bis zwölfter Lebensmonat
Im letzten Viertel seines ersten Lebensjahres zeigt Ihr Kind immer deutlicher einen eigenen Charakter. Es äußert beispielsweise Missfallen, wenn Sie ihm das Lieblingsspielzeug wegnehmen, oder fordert selbstbewusst, dass Sie ihm dieses reichen. Um den ersten Geburtstag herum beginnen viele Kinder mit dem Laufen. Sie ziehen sich an Möbeln hoch und machen an Ihrer Hand vielleicht auch schon erste, noch unsichere Schritte.
Mit etwa zehn Monaten lernen Kinder den Pinzettengriff. Dabei greifen sie mit Daumen und Zeigefingern nach Spielzeug, aber auch Essen, und untersuchen dies interessiert. Drücken Sie dem Kleinen einen Löffel in die Hand, beginnt es, selbstständig zu essen – auch wenn das noch nicht unfallfrei gelingt. Gegen Ende des ersten Lebensjahres beginnen viele Kinder mit dem Sprechen. Statt einzelner Laute formen sie erste einfache Wörter. Vor allem verstehen die Kleinen schon eine Menge. Sie begreifen es, wenn Sie ihm etwas verbieten und erkennen die Namen von Personen und Objekten.