Drei bis fünf Jahre Studium gehen ordentlich ins Geld. Wer sich direkt nach dem Studium oder später für die Promotion entscheidet, braucht oft erneut eine Finanzierungsquelle. Denn ohne Geldsorgen lässt sich mehr Zeit und Energie in die Dissertation und die wissenschaftliche Qualifikation stecken. Welche Möglichkeiten haben Sie bei einer Promotion?
Was kostet eine Promotion?
In Deutschland ist die Promotion an einer staatlichen Hochschule grundsätzlich kostenfrei. Das gilt für individuelle Dissertationen wie auch für strukturierte Promotionen, vor allem in Form von Graduiertenkollegs. Als Doktorand oder Doktorandin ist man in der Regel eingeschriebener Promotionsstudent bzw. eingeschriebene Promotionsstudentin, wodurch Semestergebühren von ca. 150 bis 300 Euro anfallen. Im Gegenzug gibt’s den Studierendenausweis, mit dem Sie zum Beispiel kostenlos Bus und Bahn an Ihrem Studienort und im regionalen Umland fahren können, preisgünstig in der Mensa essen oder vergünstigten Eintritt in Museen, Schwimmbädern und auf Kulturveranstaltungen bekommen.
Eine Alternative zur öffentlich finanzierten Universität stellt die Privatuni dar. Dabei ist es wichtig, dass es sich nicht um eine private Fachhochschule handelt, sondern um eine Universität, die über eine Forschungsausrichtung und das Promotionsrecht verfügt. Dies ist wichtig für die umfassende Anerkennung des mühsam erworbenen Doktortitels. Für die Promotion an einer Privatuni werden – vergleichbar mit dem privaten Studium – Studiengebühren fällig. Diese betragen, je nach Uni und Fachgebiet, ungefähr zwischen 1.000 und 2.500 Euro pro Semester, mitunter werden Aufnahmegebühren in ähnlicher Höhe fällig.
Lebenshaltungskosten sind der entscheidende Faktor
Ob Dissertation an einer staatlichen oder privat finanzierten Uni: Für die meisten Promovierenden sind die Kosten für den Lebensunterhalt der entscheidende Faktor. Zu den Posten, die Sie berücksichtigen sollten, zählen:
- Miete
- Lebensmittel
- Kleidung
- Arbeitsmaterialien
- Freizeitgestaltung
- Krankenversicherung
- Semesterbeitrag
Nicht alle Posten treffen auf alle Promovierende zu. Und: Wie hoch die Kosten für den Lebensunterhalt konkret ausfallen, kann sich von Uni-Stadt zu Uni-Stadt unterscheiden. Gerade die Mieten in Metropolen wie München, Hamburg oder Berlin können die Kosten deutlich nach oben treiben. Auch können sich Promovierende ohne festen Job an der Uni oder bei einem anderen Arbeitgeber häufig nicht über die studentische Krankenversicherung absichern. Stattdessen müssen sie sich freiwillig versichern und den gesetzlichen Mindestbetrag von 166,99 Euro (Stand 2022) selbst zahlen.
Promotion finanzieren: Das sind die Möglichkeiten
Um den Lebensunterhalt in der Zeit der Promotion zu finanzieren, sind Sie nicht zwingend auf große Ersparnisse angewiesen. Abgesehen vom klassischen Nebenjob außerhalb des Uni-Betriebs (kellnern, im Einzelhandel verkaufen, Nachhilfe geben, …) stehen Ihnen mehrere Möglichkeiten offen.
Promotionsstelle an der Uni
Viele Promovierende finanzieren die Promotion über einen Job an der Uni. In der Regel sind sie dann als wissenschaftliche Mitarbeitende tätig, geben Seminare und unterstützen den Professor bzw. die Professorin bei ihrer Forschungstätigkeit. Bei den meisten Promotionsstellen handelt es sich um Teilzeitstellen (20 bis 30 Stunden pro Woche), die nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bezahlt werden. Eine Krankenversicherung ist ebenfalls enthalten. Für die Dissertation bleibt dann weniger Zeit, allerdings stehen Sie in regelmäßigem Austausch zu Ihrem Doktorvater bzw. Ihrer Doktormutter.
Drittmittelstelle an der Uni
Neben der wissenschaftlichen Mitarbeit direkt am Lehrstuhl besteht häufig die Möglichkeit, an einem bestimmten Forschungsprojekt mitzuarbeiten. Dabei handelt es sich um Drittmittelstellen, da diese Projekte von externen Geldgebern (Forschungsgemeinschaften, Stiftungen, Unternehmen, …) finanziert werden. Die Laufzeit der Promotion richtet sich in der Regel nach dem bewilligten Projekt – läuft es aus, endet auch die Drittmittelstelle. Wie wissenschaftliche Mitarbeiter werden auch Promovierende mit einer Drittmittelstelle nach Tarifvertrag bezahlt.
… im Jahr 2020 die meisten Promotionen in mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächern abgeschlossen wurden? Es folgten Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften sowie Ingenieurswissenschaften.“
(Quelle: Statistisches Bundesamt, 2021)
Promotionsstipendium
Wer einen hervorragenden Studienabschluss und soziales Engagement vorweisen kann, kann sich für ein Promotionsstipendium bewerben. Diese werden von den Bundesländern, Begabtenförderungswerken, Stiftungen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen vergeben. Promotionsstipendien laufen in der Regel über maximal drei Jahre. Sie bekommen monatliche Unterstützung für Ihre Forschung und den Lebensunterhalt. Dazu kommen Reisekostenpauschalen, Sachkostenzuschüsse („Büchergeld“) sowie jede Menge interessanter Veranstaltungen, zu denen Sie eingeladen werden.
Promotionsprogramm oder Graduiertenkolleg
Bei einer „strukturierten Promotion“ sind Sie Mitglied eines Promotionsprogramms oder Graduiertenkollegs. Dabei handelt es sich um Einrichtungen, die speziell zur Förderung von Doktoranden geschaffen wurden. Die Finanzierung der Promotion erfolgt über ein Stipendium bzw. die Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeitende. In Seminaren und Vorlesungen werden nicht nur fachliche Kompetenzen vermittelt, sondern auch Schlüsselkompetenzen wie wissenschaftliches Schreiben und Präsentationstechniken. Ein enger Austausch zwischen den Promovierenden und den Betreuenden sowie ein hoher Praxisbezug stehen im Vordergrund.
Industriepromotion
Im Rahmen einer Industriepromotion sind Sie nicht an der Uni, sondern in einem Unternehmen tätig. Ausgangspunkt für solche Promotionen sind meist bestehende Kooperationen zwischen der Firma und der Fakultät. Der Themenschwerpunkt wird in der Regel vorgegeben und richtet sich nach den Interessen des Unternehmens. Die Uni übernimmt die wissenschaftliche Betreuung des Doktoranden bzw. der Doktorandin und trägt das Promotionsverfahren. Arbeitszeit und Vergütung werden meist individuell per Arbeitsvertrag geregelt.
Promotionskredit
Eine weitere Möglichkeit, Ihre Promotion zu finanzieren, ist der Studienkredit. Für Doktoranden gibt es entsprechende Kredite, mit denen Sie sich zu besonders günstigen Konditionen Geld leihen. Ein Nachteil ist, dass Sie Schulden aufnehmen, allerdings können Sie meist recht lange Rückzahlungsfristen in Anspruch nehmen. Zudem benötigen Sie keinen Nebenjob, sondern können sich ganz auf die Promotion konzentrieren.
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