Das Studium über ein Stipendium finanzieren? Das kann für viele Studenten leichter wahr werden, als sie denken. Eine Hochbegabung und außergewöhnliches Talent setzen keineswegs alle Stipendiengeber voraus. Lesen Sie hier, welche Arten der Förderung es gibt und bei welchen Einrichtungen Sie sich für ein Stipendium bewerben können.
Was wird gefördert? – Stipendienarten
Art und Umfang eines Stipendiums für das Studium können ganz verschieden ausfallen. Wie hoch die Fördersumme ist, hängt von der Förderinstitution und oft auch von den Lebensumständen der Stipendiaten ab. Die Unterstützung reicht von einer Einmalzahlung in Form von Büchergeld bis zu einer monatlichen Begabtenförderung, die gelegentlich sogar über eine Deckung sämtlicher Lebenshaltungskosten hinausgeht.
Art und Dauer der Förderung sind ebenfalls sehr variabel: Einige Stipendien werden für die gesamte Regelstudienzeit gewährt. Andere sind zeitlich begrenzt und dienen lediglich als Zuschuss für eine bestimmte Ausbildungsphase. Gängig sind folgende Stipendien in Deutschland:
- Vollstipendium für den Lebensunterhalt
- Förderung eines Auslandsaufenthalts
- Stipendium für Promotion
- Forschungsförderungen
- Stipendium für Praktika
- Förderung der Abschlussarbeit
- Zuschuss für Sprachkurse
- Büchergeld
- Druckkostenzuschüsse
Ob Teil- oder Vollstipendium – eines haben alle Förderungen gemeinsam: Im Gegensatz zu anderen Studienfinanzierungen müssen Sie ein Stipendium nicht zurückzahlen. Wenn Sie in den Genuss eines Vollstipendiums kommen, können Sie sich ganz auf Ihr Studium konzentrieren. Finanziell abgesichert und frei von der Notwendigkeit eines Nebenjobs, haben Sie dadurch gute Voraussetzungen, innerhalb der Regelstudienzeit den bestmöglichen Abschluss zu erlangen. Eine derartig umfassende Unterstützung erhalten beispielsweise Stipendiaten der 13 staatlich bezuschussten Begabtenförderwerke. Wie beim BAföG richtet sich bei ihnen die Fördersumme nach dem Einkommen der Eltern. Doktoranden und Stipendiaten mit Kindern erhalten mehr Geld.
Geld ist jedoch nicht alles. Zumeist umfasst das Stipendium zudem eine Förderung ideeller Art. Studierende profitieren von der Betreuung durch Mentoren. Während zahlreicher Veranstaltungen, Seminare und Coachings werden sie auf das Berufsleben vorbereitet. Dabei knüpfen sie Kontakte zu Unternehmen und Vertretern aus Politik und Gesellschaft.
Hinzu kommt, dass ein Stipendium die Aussicht auf eine berufliche Karriere wesentlich verbessert. Bereits ein Teilzeitstipendium erweist sich als Pluspunkt im Lebenslauf. Viele Arbeitgeber werten dies als Zeichen für überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit und herausragendes Engagement.
Wer wird gefördert?
Stipendium – nur etwas für Hochbegabte? Das ist keineswegs pauschal der Fall. Sie benötigen weder einen exzellenten Abitur-Durchschnitt noch besondere Talente, um eine realistische Chance auf ein Stipendium zu haben. Da sich jedoch dieser Irrglaube beständig hält, sehen viele Studierende von einem Bewerbungsversuch von vornherein ab. Ein großer Teil aller möglichen Stipendien wird daher gar nicht erst in Anspruch genommen.
Dabei definiert und gewichtet jeder Stipendiengeber die Auswahlkriterien anders. Zwar verstehen sich vor allem die staatlichen Förderwerke als Begabtenförderung, doch für die Stipendienvergabe spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Gute Noten sind nicht alleiniges Kriterium. Punkten können Sie auch mit gesellschaftlichem Engagement, außerfachlichen Interessen und sozialen Kompetenzen.
Darüber hinaus fördern einige Institutionen Menschen mit Migrationsgeschichte, Studierende im zweiten Bildungsweg oder jene mit einer Behinderung. Andere Stipendien sind wiederum an Alter, Religionszugehörigkeit oder Studienfortschritt gebunden.
Viele Stipendiengeber legen Wert auf gesellschaftliches Engagement, z. B. im Rahmen einer regelmäßigen Freiwilligenarbeit. Für andere hat dies keine Relevanz. Einige grenzen den Kreis der Förderberechtigten regional (zum Beispiel für ein Stipendium innerhalb Hessens), nach Studiengängen, Universitäten oder späteren Berufsgruppen ein. Dies ist zumeist bei Privatstiftungen der Fall. Hierbei entscheidet das jeweilige Stiftungsprofil darüber, wer als förderwürdig gilt. Die Vielzahl an Stiftungen ist groß, und so auch die inhaltlichen Ausrichtungen. Gerade bei kleinen und weniger bekannten Stiftungen haben Sie die größte Chance auf ein Stipendium.
Wer vergibt Stipendien in Hessen und ganz Deutschland?
Ob staatliches Förderprogramm, soziale, politische oder religiöse Organisationen, Privatstiftungen oder Unternehmen – die Vielfalt an Förderinstitutionen ist groß. Einen Eindruck davon bietet die folgende Übersicht. Sie stellt jedoch nur eine kleine Auswahl gängiger Stipendiengeber dar.
Begabtenförderwerke und staatliche Programme
- Deutschlandstipendium: Hierbei erhalten zumeist Studierende mit guten Leistungen eine Begabtenförderung von 300 Euro pro Monat. Die betreffende Hochschule entscheidet über die Förderwürdigkeit.
- Studienstiftung des deutschen Volkes: Abhängig vom Einkommen der Eltern übernimmt das größte Begabtenförderwerk Deutschlands die Lebenshaltungskosten und gewährt weitere Zuschüsse. Für das Auswahlverfahren schlagen Lehrer oder Dozenten Kandidaten vor. Eine Selbstbewerbung ist ebenfalls möglich.
- Parteinahe Förderwerke: Friedrich-Ebert-Stiftung (SPD), Heinrich-Böll-Stiftung (Grüne), Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU), Rosa-Luxemburg-Stiftung (Linkspartei) – Um von diesen Institutionen gefördert zu werden, ist keine Parteizugehörigkeit erforderlich, Affinität zu den Grundwerten der Stiftung wird hingegen in der Regel vorausgesetzt.
Förderung nach Konfession und Schwerpunkt
- Bischöfliche Studienförderung Cusanuswerk (katholisch), Evangelisches Studienwerk Villigst (evangelisch), Avicenna-Studienwerk (muslimisch), Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (jüdisch): Die Zugehörigkeit zur jeweiligen Religionsgemeinschaft ist hierbei Voraussetzung.
- Hans-Böckler-Stiftung (Studierende im zweiten Bildungsweg), Otto-Benecke-Stiftung (förderberechtigt sind Spätaussiedler, Asylbewerber und Kontingentflüchtlinge), Dr. Willy Rebelein Stiftung (Förderung richtet sich an Personen mit Behinderung und chronischen Krankheiten).
Regionale Programme für ein Stipendium in Hessen
Nassauischer Zentralstudienfonds (förderberechtigt sind im Gebiet des ehemaligen Herzogtums Nassau geborene Studierende), Studienabschlussstipendien der Goethe-Universität Frankfurt am Main (Stipendium in Frankfurt für Hochschulangehörige in der Studienabschlussphase).
Stipendiensuche und Bewerbung um ein Stipendium in Hessen
Jede Förderinstitution stellt für eine Bewerbung ihre eigenen Voraussetzungen auf, bestimmt Fristen sowie Richtlinien hinsichtlich Unterlagen und Auswahlverfahren. Daher ist es empfehlenswert, dass Sie sich frühzeitig über diese Rahmenbedingungen informieren. Denn gegebenenfalls können Sie sich nur innerhalb eines bestimmten Zeitraums bewerben. Einige Stipendiengeber verlangen Leistungsnachweise, Hochschullehrergutachten oder das Verfassen eines Aufsatzes.
Lassen Sie sich am besten beraten. Die hessischen Hochschulen sowie das Förderwerk Hessen helfen Ihnen dabei, sich im Dickicht der Fördermöglichkeiten und Bewerbungsverfahren zurechtzufinden.