Den Wunsch-Studienplatz zu ergattern, ist eine schöne Sache. Doch nicht immer kann man auch an der Wunsch-Uni studieren. Gerade Fächer wie (Human-)Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin und Pharmazie sind mit einer bundesweiten Zulassungsbeschränkung in Form eines Numerus Clausus versehen. Bewerbungen direkt bei den Unis sind meist nicht möglich. Stattdessen erfolgt die Zulassung über das Online-Portal „Hochschulstart“, betrieben von der Stiftung für Hochschulzulassung. Da es an jeder Uni nur eine bestimmte Anzahl an freien Studienplätzen gibt, werden Bewerber:innen im Zweifelsfall dem nächstbesten freien Platz an einer anderen Universität zugewiesen. Und auch bei beliebten Fächern wie Jura, BWL oder Psychologie gibt es Beschränkungen an den jeweiligen Unis.
Wie läuft ein Studienplatztausch ab?
In Fächern ohne Zulassungsbeschränkungen ist es meist recht leicht, die Uni zu wechseln. Doch für alle, die zum Beispiel Medizin, Pharmazie oder Jura studieren und die es in eine andere Stadt zieht, ist das nicht so einfach möglich. Kommt eine Direktbewerbung nicht in Frage, gibt es eine sinnvolle Alternative zum Durchhalten: den Studienplatztausch.
Dabei tauschen zwei Studierende, die an verschiedenen Unis immatrikuliert sind, ihren Studienplatz. Gerade in Fächern wie Medizin ist der Studienplatztausch nicht immer ganz so einfach möglich. Denn es darf nur zwischen Studiengängen mit dem gleichen Abschluss getauscht werden. Auch müssen die Student:innen sich im gleichen Semester befinden. So ist sichergestellt, dass sich für die Unis an der Gesamtanzahl der Studierenden in einem Fachsemester nichts ändert – es wird in der Kartei praktisch nur ein Name durch einen anderen ausgetauscht.
Das Schwierigste am Studienplatztausch ist, eine:n geeignete:n Tauschpartner:in zu finden. Diese:r muss die Anforderungen erfüllen, die auch Sie für die Aufnahme erfüllen mussten – und umgekehrt. Daher ist der Tausch mitunter während des Bachelorstudiums etwas heikel: Zu unterschiedlich sind die Anforderungen und Lehrpläne an den verschiedenen Unis. Sind jedoch die Bedingungen gleich, können Sie einen Antrag auf Studienplatztausch stellen (meist online möglich). Dazu ist eine Reihe an Nachweisen beizufügen, z. B.:
- Immatrikulationsbescheinigungen des laufenden Semesters
- Zulassungsbescheide der Stiftung für Hochschulzulassung (nur bei Tausch zum/im 1. Semester)
- Hochschulzugangsberechtigungen
- Anmeldebestätigungen oder Zeugnisse des Ersten Staatsexamens (Medizin/Zahnmedizin)
Welche Dokumente im Speziellen benötigt werden, erfahren Sie auf den entsprechenden Internetseiten der Unis. Dort steht auch, ob zum Beispiel ein Studienplatztausch vor oder im ersten Semester möglich ist. Nur einige Unis unterstützen einen derartig frühen Tausch, in den meisten Fällen müssen Sie sich gedulden, bis Sie ein höheres Fachsemester erreicht haben. Falls der Studienplatztausch schon vor oder im ersten Semester möglich ist, geht das in den allermeisten Fällen nur nach erfolgter Einschreibung. Allerdings ist der Tausch nach Semesterbeginn (01.10./01.04.) nicht mehr möglich – die Frist für die Antragstellung ist daher denkbar knapp.
Der Ringtausch: Eine besondere Form des Studienplatztauschs
Manchmal findet man auch keine:n direkte:n Partner:in, der/die an die eigene Uni wechseln möchte. Klar, Metropolen wie Berlin, München, Hamburg oder Frankfurt am Main sind beliebt; nicht jede:r möchte in eine kleinere Unistadt wie Greifswald, Leipzig oder Magdeburg ziehen. Ein häufiges Manko: In kleineren Städten ist nicht nur das kulturelle Angebot geringer, es gibt auch weniger Studentenjobs.
Doch keine Sorge: In so einem Fall kann ein sogenannter „Ringtausch“ sinnvoll sein: Dieser Studienplatztausch ist etwas komplizierter, weil drei oder vier Tauschpartner:innen involviert sind: Dabei wird reihum der Studienplatz so getauscht, sodass am Ende jede:r an seiner Traum-Uni studieren kann (A -> B, B -> C, C -> D, D -> A). Achtung: Die meisten Unis unterstützen den Ringtausch, in einigen Fällen wehren sie sich aus organisatorischen Gründen aber dagegen. Informieren Sie sich daher vorher über die Bedingungen an Ihrer Uni.
Eine Sorge muss man aber nicht haben: Dass man den eigenen Studienplatz verliert, wenn der Tausch platzen sollte. Denn wenn – aus welchen Gründen auch immer – der Studienplatztausch nicht zustande kommt, behalten alle Tauschpartner:innen den Studienplatz, für den sie ursprünglich zugelassen wurden. Auch andersherum besteht Sicherheit: Ein bereits genehmigter Studienplatztausch, ob in Zahnmedizin, Pharmazie oder einem anderen Fach, kann nur zurückgenommen werden, wenn alle am Tausch beteiligten Parteien eine schriftliche Einverständniserklärung abgeben.
Studienplatztauschbörsen: So findet man eine:n Tauschpartner:in
In der Regel werden Sie auf einschlägigen Online-Tauschbörsen fündig. Für den Studienplatztausch in Psychologie, BWL, Jura, Medizin und anderen Fächer gibt es sogar spezialisierte Studienplatztauschbörsen. Wenn Sie auf Anhieb keine:n Tauschpartner:in ausfindig machen konnten, haben Sie die Option, selbst ein Angebot einzustellen. Dazu geben Sie Studiengang, Semester und Wunsch-Uni an.
Achtung: Die Angebote sind in der Regel kostenfrei, manche Plattformen erheben aber eine (geringe) Bearbeitungs- und Vermittlungsgebühr. Von Inseraten, die einen Studienplatztausch nach Bezahlung einer gewissen Geldsumme ermöglichen, lassen Sie besser die Finger – solche Angebote sind nicht nur unmoralisch, sondern auch ziemlich fragwürdig.
Hier eine Auswahl an Online-Studienplatztauschbörsen, darunter auch einige spezialisierte Portale für Pharmazie und Medizin:
Es gibt auch in den sozialen Medien diverse Gruppen, die einen Studienplatztausch organisieren. Eine der größten Communitys ist die Facebookgruppe Studienplatztausch Medizin mit derzeit über 20.000 Mitgliedern. Die Einstellung der Angebote und Kontaktaufnahme mit potenziellen Tauschpartner:innen ist relativ leicht, allerdings können einzelne Inserate in der Masse an Informationen untergehen. Da es keine Filtermöglichkeiten wie bei den Online-Tauschbörsen gibt, müssen Sie also eine gewisse Zeit fürs Suchen einplanen oder sich über einen längeren Zeitraum in der Gruppe engagieren.
Bild: S-Com
… sich im Wintersemester 2019/2020 über 55.000 Studenten für NC-Studiengänge beworben haben, es aber nur gut 14.000 Studienplätze gab?“
(Quelle: SfH, 2019)