Studienberufe in der Region

Studienberufe in der Region

Am Anfang der Berufslaufbahn stehen viele vor der Entscheidung: Ausbildung oder Studium? Spannende Ausbildungsberufe haben wir bereits vorgestellt, jetzt bitten wir Personen zum Interview, die sich für die Universität, die Fachhochschule oder etwas Vergleichbares entschieden haben. Dabei zeigt sich: Auch mit einem Studienabschluss stehen einem in der Region viele Türen offen. Wir nehmen Sie mit in den Alltag einer Lehrerin, hinter die Türen des Bundeskriminalamts und in die technische Welt eines IT-Experten und einer Elektroingenieurin. Sie erzählen, warum sie sich für ihren jeweiligen Beruf entschieden haben, wie der Ablauf des Studiums war – und was Sie mitbringen sollten, falls Sie mit dem Gedanken spielen, beruflich in diese Richtung zu gehen.

Interessant ist dabei nicht nur, was man studieren kann, sondern auch, was man später damit macht. Oft ergeben sich viel mehr Optionen, als man zunächst glaubt. Berufe wie Kriminalhauptkommissar/-in beim Bundeskriminalamt zeichnen sich zum Beispiel durch eine große Vielfalt an Möglichkeiten aus. Weiterbildungen, Quereinstiege oder nebenberufliches Studium erweitern das eigene Wissen, machen den Berufsalltag interessanter und ermöglichen neue Karriereschritte.

Lehrer/-in

Lehrer/-in

Den Beruf des Lehrers bzw. der Lehrerin kennt jeder – schließlich sind wir alle mal zur Schule gegangen. Doch vor der Klasse zu stehen, ist etwas ganz anderes, als man es früher aus der Schülerperspektive wahrgenommen hat. Andrea Sagromski ist Lehrerin für Latein und katholische Religion. Zusätzlich arbeitet sie an der Lehrkräfteakademie und kümmert sich um die Landesabituraufgaben. Als Klassenlehrerin organisiert sie Ausflüge und Klassenfahrten und ist Vertrauensperson für die Schülerschaft. Andrea Sagromski erklärt im Interview, wie sich das Studium im Laufe der Jahre gewandelt hat. Trotzdem empfiehlt sie Interessierten, bereits während des Studiums Erfahrung zu sammeln, etwa als UPlus-Kraft oder in der Nachhilfe, um wirklich sicher zu sein, dass einem der Lehrerberuf liegt.

Lesen Sie hier das Interview mit Andrea Sagromski

Interview mit Andrea Sagromski, Lehrerin

Warum haben Sie sich für den Beruf der Lehrerin entschieden?

Tatsächlich wollte ich eigentlich immer Tierärztin werden, habe dann aber gemerkt, dass das relativ schwer vereinbar ist mit Familie. Ich wusste aber, dass ich gerne etwas mit Kindern und Jugendlichen machen möchte. Ich war damals auch in der Kirchengemeinde sehr aktiv, konnte mir aber nicht vorstellen, bei der Kirche als alleinigem Arbeitgeber angestellt zu sein. Dann kam ich darauf, dass die Arbeit als Lehrerin eine gute Möglichkeit wäre. Ich war in der kirchlichen Jugendarbeit und habe mich dann entschieden, die Fächer Latein und katholische Religion zu studieren.

Waren damals noch andere Faktoren für Ihre Entscheidung ausschlaggebend?

Nicht so wirklich. Ehrlicherweise muss man ja sagen, dass es als Lehrerin auch relativ schwierig ist, Karriere zu machen. Da ist dann eher die Sicherheit des Verbeamtetseins ausschlaggebend, zumindest hier in Hessen. In Berlin beispielsweise ist es schwierig, als Lehrer verbeamtet zu werden. Hier in Hessen ist es so, dass wir verbeamtet sind und dadurch natürlich eine gewisse Sicherheit haben.

Was hat Sie denn dazu bewogen, in der Region zu bleiben?

Ich bin ein sehr familiärer Mensch und hier auch sehr verwurzelt. Mich hat es dann auch zum Studium nicht weit fortgezogen: Ich habe in Mainz studiert und währenddessen zu Hause gewohnt. Mir ist die Heimat einfach sehr wichtig.

Was bedeutet Ihnen finanzielle Sicherheit?

Man merkt es in der aktuellen Situation ja ganz gut. Mein Mann ist bei einer Bank in der Kreditvergabe tätig, und das ist natürlich auch ein sicherer Beruf. Uns beiden gibt es ein sicheres Gefühl, sich weiterhin das leisten zu können, was man sich auch vorher geleistet hat. Dass man sich keine Sorgen machen muss, weil man beispielsweise den Hauskredit nicht mehr abbezahlen kann. Ich empfinde das schon als einen wichtigen Aspekt, auch wenn es nicht der zentrale Aspekt ist, also vor allem nicht für die Berufswahl.

Wie behalten Sie den Überblick über Ihre Finanzen?

Was das angeht, bin ich total chaotisch, und das bringt meinen Mann immer zur Weißglut. Wir haben zwei getrennte Konten und ein gemeinsames Haushaltskonto, von daher bin ich Herr über meine Finanzen und muss die auch selbst managen.

Wie sorgen Sie für die Zukunft vor?

Das ist ein schöner Aspekt, wenn man verbeamtet ist: dass wir später unsere Pension bekommen. Ich habe keine zusätzliche Rentenvorsorge, bei mir sind es eher Immobilien, auf die wir uns konzentrieren.

Haben Sie bei der Wahl des Berufes auf die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie geachtet?

Ja, das war einer der wesentlichen Aspekte, der mich von meinem ursprünglichen Traumberuf Tierärztin abgebracht hat. Dass die Vereinbarkeit als Lehrerin gut möglich ist. Ich arbeite am Gymnasium, und da gibt es natürlich auch Nachmittagsunterricht, wir haben also durchaus auch mal bis 17 Uhr Unterricht. Aber man hat einfach seinen festen Stundenplan, der sich maximal halbjährlich ändert, also zum Schuljahreshalbjahr. Von daher ist das natürlich ganz gut kalkulierbar, wie man Kinderbetreuung oder ähnliches organisieren muss. Es gibt auch Konferenzen, aber auch da ist es in der Regel nicht nur schulabhängig so, dass die Schulen einen Terminplan erstellen, wann die Konferenzen stattfinden, und man dazu offiziell eingeladen wird. Natürlich wird auch mal spontan eine Klassenkonferenz angesetzt, aber auch da gibt es die offiziellen Ladungsfristen von einer Woche oder 14 Tagen, sodass man gut planen kann.

Müssen Sie im Regelbetrieb auch Klassenfahrten organisieren und begleiten?

Ja, als Klassenlehrerin mit einem Hauptfach ist man doch immer mal wieder gefragt. Das ist aber auch eine der schönsten Seiten des Berufes, dass man auch Vertrauensperson für die Schüler und Schülerinnen ist. Klassenfahrten gehören dazu, irgendwelche Ausflüge, die man macht. Im Moment ist die Hauptaufgabe der Klassenlehrerin aber vor allem, die Kommunikation mit den Eltern und Schülern aufrechtzuerhalten, Infos der Schulleitung weiterzugeben.

Haben Sie sich bewusst für das Gymnasium entschieden?

Tatsächlich schon. Grundschule wäre für mich nicht in Frage gekommen, die Kinder wären mir zu klein und wuselig. Momentan könnte ich mir manchmal auch vorstellen, einfach an einer Oberstufenschule tätig zu sein. Wenn die Schüler wissen, dass sie Abitur machen, dann ist das einfach ein ganz anderes Arbeiten; also mit Heranwachsenden als mit Pubertierenden. Auch wenn das auch seine schönen Facetten hat. Für mich war es also klar, dass ich aufs Gymnasium möchte, allein schon durch Latein.

Wie kann man sich das Studium vorstellen, gerade in Bezug auf Theorie und Praxis?

Damals, als ich studiert habe, war das alles noch sehr theorielastig. Wir haben im Prinzip in Theologie mit den Priesteramtsanwärtern zusammen studiert und ein ähnliches Studium gehabt. Es war quasi ein Diplomstudiengang, aber das ist heutzutage anders. Ich habe einige ehemalige Schüler, die jetzt auch Lehramt studiert haben, und bei denen ist das Pädagogikstudium viel stärker aufgewertet worden. Das Fachliche, das mir noch sehr stark vermittelt wurde, ist dafür etwas in den Hintergrund getreten. Es wird sich mehr auf das Pädagogische fokussiert, wobei man ehrlicherweise auch sagen muss, dass das ein Problem ist. Man schnuppert eigentlich erst so richtig in den Lehrerberuf rein, wenn man die Praktika macht. Die sind jetzt, glaube ich, etwas mehr geworden als zu meiner Zeit. Wir mussten zwei machen, ein zweiwöchiges und ein vierwöchiges. Aber wie es so ist: Nur im Wasser lernt man schwimmen. Erst wenn ich vor der Klasse stehe, werde ich merken, ob das der richtige Beruf für mich ist, und das ist dann auch das, was ein bisschen schwierig ist. Deshalb kann ich Menschen, die Lehramt studieren möchten, auch nur raten: Es gibt ja aktuell viele UPlus-Kräfte an den Schulen, die während des Studiums oder direkt nach dem Abitur Vertretungsunterricht machen, und da kann man dann ein bisschen in den Beruf reinschnuppern. Die meisten Unis haben das Lehramt immer noch als Staatsexamen, manche auch als Bachelor-Master-Studiengang. Aber wenn man bei Lehramt auf Staatsexamen nur das erste macht und nicht das zweite Staatsexamen, welches man durch den erfolgreichen Abschluss des Referendariats erhält, dann kann man eigentlich wenig mit dem Studium anfangen. Das Lehramtsstudium ist einer der wenigen Studiengänge, bei dem klar ist, worauf es hinausläuft. Natürlich stellen manche im Referendariat fest, dass sie doch nicht gerne vor der Klasse stehen, und das ist dann natürlich echt blöd. Wie das bei Lehramt als Bachelor-Master-Studiengang ist, weiß ich nicht genau, aber da muss man natürlich auch das Referendariat machen, um einen vollwertigen Abschluss zu haben.

Wie haben Sie Ihr Studium finanziert?

Ich bin jobben gegangen in einer Bäckerei als Bäckereiverkäuferin. Und eine Zeit lang, als es noch Opel Live gab, auch als Gästeführerin. Bei der Bäckerei handelt es sich übrigens um ein alteingesessenes lokales Unternehmen, das jetzt schon über 30 Filialen hat. Und wenn ich da ab und an einkaufen gehe, dann merke ich, dass ich teilweise noch die vierstelligen Nummern von Brötchen und so weiß, das ist gruselig.

Wo liegt denn für Sie der Reiz in Ihrem Beruf?

Ich finde es super, mit den jungen Menschen zu arbeiten. Auch die Sprache Latein, was dahintersteckt, ihnen das Wertesystem zu vermitteln, die Werte der katholischen Kirche und was hinter diesem Glaubenskonstrukt steckt, meinen Glauben weiterzugeben. Aber wichtiger, neben all dem Inhaltlichen, was die Schüler manchmal weniger berührt, ist zu sehen und zu begleiten, wie die jungen Menschen erwachsen werden. Wenn dann das Abiturzeugnis übergeben wird, ist es schon so, dass einem ab und an mal ein Tränchen kommt, wenn man sie in die weite Welt entlassen muss. Es ist schön, wenn man dann noch ein wenig Kontakt hält. Ich habe einige Schüler, mit denen ich immer noch Kontakt habe. Ich habe eben noch mit einem aufgeregten Schüler aus der 10. Klasse gesprochen, den ich schon seit der 7. Klasse begleite, und das ist dann schon etwas Besonderes. Und auch mit den Eltern gemeinsam zu schauen, gerade wenn es in der Pubertät mal kompliziert wird, wie man Schwierigkeiten gemeinsam gelöst bekommt.

Ist das eine der Herausforderungen, mit denen man es im Berufsalltag zu tun hat? Also die Pubertät, und dass nicht immer der Wille vorhanden ist, zu lernen?

Auf jeden Fall, gerade ab der 8. Klasse geht’s dann los. Viele verzweifelte Eltern sitzen dann bei mir, und dann sage ich ihnen, dass ich aus meiner Berufserfahrung weiß, dass die Kinder irgendwann auch wieder normal werden. Aber ich denke mir immer, wenn die Schüler in einer Phase sind, in der sie mit sich am kämpfen sind: So wie es in den Wald hineinschallt … Wenn man offen und respektvoll mit den Jugendlichen umgeht, dann kommt auch viel zurück. Selbst wenn sie mal zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, kriegt man trotzdem irgendwie ein positives Feedback am Ende.

Welche Herausforderungen gibt es sonst noch in Ihrem Beruf?

Gerade während Corona sieht man ja, dass der Blick auf den Lehrerberuf oft schwierig ist. Diese Haltung, man habe als Lehrer vormittags Recht und nachmittags frei und so viele Ferien und kriege viel Geld dafür … Das hatte sich ja im ersten Lockdown etwas verändert, und die Leute haben gemerkt, dass wir eine Arbeit leisten, die eben nicht einfach durch Arbeitsaufträge und Lernprogramme ersetzbar ist, sondern dass es oft auf die Lehrpersonen ankommt und darauf, wie Wissen vermittelt wird. Wobei ich es jetzt auch erlebe, dass viel geschimpft wird. Wir können nichts für die technischen Voraussetzungen, da muss man ehrlicherweise sagen, das kommt von oberster Stelle. Mit Klischees muss man sich, glaube ich, sehr viel rumschlagen. Auch das Kollegium ist eine Herausforderung – ich habe knapp 90 Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen, mit denen ich mich arrangieren muss. Obwohl man natürlich irgendwie ein Einzelkämpfer ist und sein eigenes Ding im Unterricht macht, hat sich das im Laufe der Jahre sehr gewandelt, dass man sich gegenseitig sehr viel unterstützt, gemeinsam Unterricht plant und schaut, dass man die gleichen Schritte geht.

Wie sieht denn im Regelbetrieb Ihr Berufsalltag aus?

Am Anfang ist es sehr viel Planungsarbeit, was aber in den späteren Jahren dann weniger wird. Man entwickelt ein natürliches Gefühl dafür, wie viel ein Schüler leisten kann und wie man einsteigt. Es kommt auch vor, dass ich eine geplante Stunde über den Haufen werfe, weil ich merke, dass jetzt einfach etwas ganz anderes angesagt ist – gerade wenn man Klassenlehrer ist. Wenn wir vom Schuljahresbeginn ausgehen, setze ich mich schon in den Ferien hin und plane, also sobald ich weiß, welche Klassen ich bekomme. Ich überlege dann, ob ich schon einige der Schüler kenne und etwas von ihnen weiß. Dann plane ich die Stunden und lege eine grobe Linie fest. Dann geht es jede Woche an die Feinplanung. Wie weit sind wir gekommen? Was ist der Ist-Stand? Wo müssen wir hin? Da muss man aber ehrlicherweise sagen, dass man im Referendariat sehr gut von den Ausbildern vermittelt bekommt, wie man vorzugehen hat. Dann sind da natürlich die Klassenarbeiten – und hier gilt Augen auf bei der Fächerwahl. Kollegen und Kolleginnen, die Deutsch und Englisch haben, sind bei den Klassenarbeiten natürlich sehr am Fluchen, während man mit Fächern wie Kunst und Sport damit eher weniger zu tun hat. Ich sage trotzdem immer, man soll einfach das Fach studieren und unterrichten, das einem Spaß macht. Das ist ja wie bei anderen Berufen: Wenn mir etwas richtig Spaß macht, dann kann ich das sozusagen auch richtig leben. Ich bin aber ein Mensch, der Klassenarbeiten eher schnell zurückgeben möchte und sich auch mal zwei Tage am Stück hintereinander am Nachmittag hinsetzt und korrigiert, inklusive Wochenende und abends dann auch mal bis 22 Uhr. Aber das ist auch ein Vorteil des Berufs, dass man außerhalb der Unterrichtszeiten sehr flexibel seinen Tag und seine Unterrichtsvorbereitung gestalten kann.

Wie weit im Voraus wissen Sie denn, welche Klassen Ihnen zugeordnet werden?

Das ist schulabhängig. Wir erfahren den Stundenplan immer etwas spät, also eine Woche vor Schulstart, was gerade für Lehrer mit Kind für die Planung etwas knapp ist. Die Planung, welche Jahrgangsstufen ich bekomme, die erfahre ich schon in der letzten Schulwoche vor den Sommerferien. Die konkreten Listen gibt es dann erst in der letzten Ferienwoche.

Wie viele Stunden unterrichten Sie?

Die Lehrerstunden rechnen sich etwas anders. Eine volle Stelle entspricht 26 Stunden, also 26 Unterrichtsstunden in der Woche. In den Stunden, die wir bezahlt bekommen, sind dann quasi auch die Vorbereitungs- und Nachbereitungszeiten enthalten, Konferenzen, Fortbildungen und so etwas mit eingerechnet. Bei mir ist es etwas anders. Ich bin mit einer halben Stelle an die Lehrkräfteakademie abgeordnet und bin seit 8 Jahren für die Landesabituraufgaben zuständig. Deshalb habe ich nur 13 Unterrichtsstunden, die sich auf drei Wochentage verteilen. Die anderen beiden Tage bin ich in Wiesbaden im Büro.

Welche Eigenschaften sind in Ihrem Beruf besonders wichtig?

Ich glaube, Geduld ist ganz wichtig. Sich immer wieder auf neue Persönlichkeiten einzulassen, Spaß daran zu haben, mit Menschen zu arbeiten, also mit jeder Art: Eltern, Schüler, Kollegen. Ich finde es auch ganz wichtig, sich fortzubilden, sich weiterentwickeln zu wollen. Natürlich gibt es minimale Aufstiegschancen, dass man beispielsweise mal eine Funktionsstelle übernimmt oder in Richtung Schulleitung geht, wenn man das möchte. Oder so wie ich, dass man sich in die Administration abordnen lässt. Es gibt Möglichkeiten, aber in finanzieller Hinsicht besteht wenig Entwicklungspotenzial. Andererseits hat man dafür immer ein gutes Grundgehalt. Was braucht man noch? Man sollte sich selbst reflektieren, damit man nicht in einen Trott kommt, sowas kann natürlich leicht passieren. Etwa wenn ich jedes Jahr die Klasse 10 unterrichte, dann muss ich für mich gucken, dass ich nicht immer das gleiche mache, sondern Lust habe, immer wieder Neues zu entdecken.

Ist auch Nachhaltigkeit ein Thema in Ihrem Beruf?

Tatsächlich hatten wir vorletztes Jahr einen Schulsprecher, der sehr vehement eingefordert hat, dass wir weniger kopieren und Ökopapier verwenden an der Schule. Es wird auch von den Schülern gefordert, dass wir uns mit dem Thema auseinandersetzen.

Wenn jemand ein Lehramtsstudium anstrebt, was würden Sie ihm raten?

Ich würde versuchen, vorher möglichst hineinzuschnuppern, zum Beispiel durch Nachhilfeunterricht geben, um zu schauen, ob es einem liegt, Wissen zu vermitteln. Praktika als Schüler in einer Schule zu machen ist schwierig, weil man auf dem gleichen Stand ist. Aber natürlich haben wir in der 11. Klasse Schüler, die in die Grundschule gehen und da ein Praktikum machen. Ich glaube, dass es wichtig ist, viel Praxis zu erleben, während des Studiums beispielsweise als Uplus-Kraft. Man muss sich einfach klarmachen, was man später in der Schule macht, und ein Fach wählen, hinter dem man mit Herzblut steht.

Senior IT Application Administrator/-in

Niklas Steinebach arbeitet bei 1&1 Telecommunication in Montabaur. Er wusste schon früh, in welche Richtung es ihn beruflich später verschlagen würde. Sein Vater ist nämlich ebenfalls Informatiker, das Interesse an Computern wurde ihm also quasi in die Wiege gelegt. Nach dem Realschulabschluss hat er sich deshalb für eine Ausbildung als Fachinformatiker in der Systemintegration entschieden – einen Beruf, den man auch studieren kann. Er hat die Ausbildung jedoch auch deshalb gewählt, weil sie sehr abwechslungsreich ist. An seinem Ausbildungsberuf schätzt er vor allem die Vielfalt an Möglichkeiten, die sich einem nicht nur bei der Ausbildung selbst, sondern auch später im Berufsleben bieten. Anders als man es vielleicht denkt, steht dabei nicht unbedingt das Programmieren im Vordergrund, sondern auch andere Tätigkeiten sind in dem Berufsfeld möglich, wie er im Gespräch erläutert.

Lesen Sie hier das Interview mit Niklas Steinebach

Interview mit Niklas Steinebach, Senior IT Application Administrator

Wieso haben Sie sich für eine Ausbildung als Fachinformatiker in der Systemintegration entschieden?

Für die Ausbildung habe ich mich damals entschieden, weil ich schon seit Kindesalter viel mit Computern zu tun hatte, was zum Großteil daran lag, dass auch mein Vater Informatiker ist. Dadurch kam ich schon im zarten Alter von zehn Jahren in das Vergnügen, einen richtigen PC in meinem Kinderzimmer stehen zu haben. Damals noch mit dem schönen Windows 95, das 15 Minuten brauchte, um hochzufahren.

Das Interesse an der Technik kam also durch die Familie?

Das ist korrekt, ich bin da so reingewachsen. Ich habe auch mal das eine oder andere Praktikum gemacht während der Schulzeit. Es gab damals ja auch schon Informatikunterricht an den Schulen, und da ich immer sehr gut darin war, war mir früh klar, dass ich etwas in diese Richtung machen will. Vor allem auch, weil der Job absolut krisensicher ist. Das zeigt sich auch in der jetzigen Corona-Situation. Für uns wird die Arbeit eher mehr statt weniger, weil natürlich auf andere Technik umgestiegen werden muss, z. B. wegen der Heimarbeit. Vor allem aber, weil Informatiker überall gesucht werden und somit Überlegungen wie ein Umzug in eine andere Stadt nicht an den Beruf geknüpft sind.

Wieso haben Sie sich für die Spezialisierung als Fachinformatiker in der Systemintegration entschieden und nicht für einen anderen Zweig?

Ich habe mich dafür entschieden, da ich mich sehr für Netzwerktechnik interessierte – gar nicht mal so für das Programmieren selbst. Und da ich in der Anwendungsbetreuung arbeiten wollte, war Systemintegrator die richtige Spezialisierung.

Ihre Ausbildung haben Sie in Frankfurt gemacht und sind zwischen Frankfurt und Berzhahn gependelt. Dafür haben Sie täglich mehr als 2 Stunden zusätzliche Fahrtzeit auf sich genommen. Warum sind Sie nicht umgezogen oder haben einen anderen Ort für die Ausbildung gewählt?

Ich bin sehr heimatverbunden. Ich bin noch nie weggezogen, bin hier in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv und nehme dann lieber das Pendeln auf mich. Dafür kann ich auf dem Land leben, vor allem mit der Sicherheit, dass ich als Informatiker auch jederzeit von zu Hause arbeiten kann und nicht ins Büro fahren muss.

Ist das arbeitgeberabhängig, oder liegt das an der Branche, dass Sie als IT-Spezialist im Grunde nur auf Ihren Laptop angewiesen sind und mit dem auf die entsprechenden Systeme zugreifen können?

Das ist beides natürlich entscheidend. Es ist arbeitgeberabhängig, aber durch die Corona-Krise haben wir sehr gut gelernt, dass das Arbeiten von zu Hause durchaus möglich und profitabel ist. Man kann sich die Zeiten besser einteilen und hat damit eine bessere Work-Life-Balance. Berufsabhängig ist es insofern, dass gewisse Bereiche in der IT voraussetzen, dass jemand von 7 bis 22 Uhr auf Systeme schaut und prüft, dass diese funktionieren. Und genau hier muss damit gerechnet werden, im Schichtdienst zu arbeiten.

Gab es schon Überlegungen, den Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, als Sie sich für die Ausbildung entschieden haben?

Als Informatiker ist es sehr einfach, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Es gibt natürlich viele verschiedene Zweige der Informatik, auf die man sich nach der Ausbildung spezialisieren kann. Es gibt durchaus Tätigkeiten, bei denen man Schichtdienst hat. Da kann man sich dann aber auch die Zeiten so legen, dass man entsprechend zu Hause ist. Ich arbeite inzwischen nicht mehr im Schichtdienst und habe komplett flexible Arbeitszeiten und kann mir meinen Tag so einteilen, wie ich ihn brauche. Wenn ich morgens zum Arzt oder die Kinder in die Schule fahren muss, ist das gar kein Problem. Ich fang dann eben erst um 9 Uhr an zu arbeiten.

Können Sie sich und Ihre Familie mit Ihrem Job finanziell absichern?

Die Gehälter sind so gut, dass man als Informatiker die eigene Familie ohne Probleme ernähren kann und diese für die Zukunft abgesichert ist.

Wie behalten Sie den Überblick über Ihre Finanzen?

Ich mache das zu 95 Prozent wirklich mit der App von der Naspa, weil man da sehr gut sehen kann, was kommt rein, was geht raus, was steht an, wenn Buchungen schon mal vorgemerkt sind. Ich habe mir ein eigenes Drei-Konten-System geschaffen: ein Konto für die laufenden Kosten und zwei Konten für meine Gehälter. Dadurch ist auch die Haushaltsübersicht sehr schnell geführt.

Lassen Sie uns etwas stärker auf Ihren Beruf eingehen: Wie sah die Lehre als Fachinformatiker aus?

Die Lehre des Fachinformatikers in Systemintegration ist in zwei Teile gesplittet: den betrieblichen Teil und die Berufsschule. In die Berufsschule geht man im Blockunterricht. Das waren vier Mal im Jahr vier Wochen – also ist man jährlich vier Monate, mit Lücken, in der Berufsschule. In meinem Fall war die Schule auch im gleichen Ort, in dem die Ausbildungsstätte war, also in Frankfurt am Main. In der Berufsschule hat man alles gelernt – von Netzwerktechnik über SQL-Anwendungen (SQL ist eine Datenbanksprache) bis zum Programmieren. Und natürlich gab es auch die typischen Sachen, die in jeder Berufsschule vorhanden sind, wie Sport und Co.

Der betriebliche Teil ist natürlich abhängig vom Arbeitgeber. Ich hatte das Glück, bei einer Firma zu arbeiten, die Aktienhandelssysteme von „Thomsen Reuters“ betreute. Ich konnte in ein riesengroßes Spektrum gucken. Von der Installation von Hardware bzw. der Vorbereitung, um zu überlegen, welchen Server man für die entsprechende Applikation brauchte, bis hin zur Programmierung konnte ich in der Firma alles erleben. Ich konnte dann in die verschiedenen Abteilungen hineinschnuppern. So war ich die ersten drei Wochen bei den Netzwerktechnikern, die nächsten vier Wochen in einer anderen Abteilung und so weiter. Je weiter die Lehre ging, desto mehr Verantwortung konnte ich auch als Azubi übernehmen, sodass ich dann auch schon erste Server für Kunden konfiguriert habe und mit zu Kunden gefahren bin. Dort habe ich dann die Server in deren Rechenzentrum installiert.

Haben Sie sich wegen des hohen Praxisanteils bei der Ausbildung gegen ein theoretisches Studium entschieden?

Richtig. Das reine Lernen bzw. Programmieren auf dem Papier hat wenig mit dem zu tun, was ich später im Beruf brauchte. Dass ich kein Studium angefangen habe, lag natürlich auch am Realschulabschluss (mittlere Reife).

Wenn ich mich für die Ausbildung zum Fachinformatiker in der Systemintegration interessiere, sollte ich dann bestimmte Bedingungen erfüllen? Oder kann ich auch als völliger Neuling erfolgreich die Ausbildung durchlaufen?

Es ist natürlich sehr empfehlenswert, sich bereits im Voraus mit verschiedenen Betriebssystemen wie Windows, Linux und iOS auseinanderzusetzen. Es ist aber nicht zwingend nötig, um eine Ausbildung als Fachinformatiker in der Systemintegration zu beginnen. Man benötigt eine gewisse Bereitschaft zum Selbstlernen und dazu, sehr abstrakte Sachen zu lernen. Das muss man als Person mitbringen. Es ist nicht einfach, Netzwerkprotokolle, die nur aus 1 und 0 bestehen, zu lesen und verstehen zu können. Dafür muss man, glaube ich, einfach der richtige Typ Mensch sein. Es gibt Leute, die können mit den Zahlen nichts anfangen, und es gibt Leute, die gucken sich das zweimal an und können es auswendig. Theoretisch kann das jeder lernen, man braucht nur ein gewisses Maß an Bereitschaft, sich das Gelernte außerhalb des Betriebs oder der Schule abends noch einmal anzugucken. Der große Praxisanteil in der Ausbildung hat den Vorteil, dass man das zu Hause alles noch mal durchgehen kann. Wenn ich etwas nicht verstanden habe, kann ich mir das zu Hause auf einem alten Computer nochmal selbst installieren und ausprobieren.

Technische Berufe gelten ja als sehr männerdominiert. Gilt das für Ihren Bereich auch?

Damals in der Ausbildung waren wir in der Berufsschule eine reine Männerklasse, das stimmt. Aber die letzten Jahre haben gezeigt, dass der Job des Informatikers geschlechtsunabhängig ist. Wichtig ist, dass man Spaß hat, sich mit der Materie auseinanderzusetzen – es gibt dabei weder Vor- noch Nachteile für irgendwelche Geschlechter.

Woher kommt diese Entwicklung aus Ihrer Sicht?

Es wird, glaube ich, mittlerweile in den Schulen mehr darauf aufmerksam gemacht, dass ein technischer Beruf keine reine „Männersache“ sein muss, so wie es früher vielleicht viele noch dachten. Mittlerweile setzt sich die Auffassung durch, dass jeder das werden kann, was er oder sie möchte. Der gesellschaftliche Druck auf Mädchen oder junge Frauen ist nicht mehr so groß, sodass sie diesen Schritt wagen.

Haben Sie in Ihrem Arbeitsalltag auch mit Praktikantinnen und Praktikanten zu tun?

Vor Corona hatten wir des Öfteren welche bei uns in der Abteilung. Die werden dann bei uns „rumgereicht“, da wir sehr fachspezifisch sind. Das ist wichtig, damit sie zumindest eine Vorstellung vom Job bekommen und sehen können, was die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich machen. Da erklären wir dann in ein bis zwei Stunden unseren Berufsalltag. So können die Praktikantinnen und Praktikanten abschätzen, ob sie auf den Beruf Lust haben.

Wie sieht denn Ihr Arbeitsalltag aus?

Aktuell fange ich morgens um 7 Uhr an. Ich überwache die internen 1&1-Middleware-Systeme, die Inbetriebnahme von Releases, Staging und Definitionen von Bedarfsrechten und SLAs. Außerdem gehören dazu die Konzeption und Umsetzung von Hochverfügbarkeitslösungen für die internen Middleware-Systeme sowie das Erstellen von Scripts, Tools und kleinen Programmen, um meinen Arbeitsalltag zu erleichtern.

Das war jetzt sehr fachspezifisch. Können Sie das genauer erklären?

Wenn ein Handyversicherer sagt, dass er den Kunden zur Weihnachtszeit ein neues Produkt anbieten möchte, bei dem defekte Handys innerhalb von 24 Stunden ausgetauscht werden, bedeutet das für mich, dass im Hintergrund eine Software dazu laufen muss. Diese muss die Bestellungen verarbeiten, sodass der Kunde auch wirklich innerhalb von 24 Stunden sein neues Gerät in den Händen halten kann. Dann gibt es Gespräche mit Entwicklern, damit diese Anwendung auch installiert werden kann und automatisch läuft und niemand händisch die Anfragen überprüfen muss. Wir müssen abschätzen, wie oft am Tag so eine Anfrage reinkommt. Das ist wirklich eine reine Schätzung. Anhand dieser Zahlen kann man berechnen, wie viel Leistung das System benötigt, auf dem die Software laufen soll. Dann wird das System entsprechend bereitgestellt, die Software installiert und es muss überlegt werden, wie das Ganze überwacht werden kann. Die Software muss das machen, was sie soll, und das rund um die Uhr. Dafür nutzen wir Programme, um das zu überwachen. Natürlich bemisst man solche Software an Verfügbarkeiten, also ob ich dem Kunden einen Service anbieten muss, der 99,9 Prozent des Jahres zur Verfügung steht. Dafür werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, wie beispielsweise ein System doppelt aufsetzen, um beim Ausfall des einen auf das andere zu switchen. Die Erstellung, Umsetzung und natürlich auch Überwachung fällt in meinen Aufgabenbereich.

Was ist denn Ihr abschließender Tipp, wenn ich herausfinden möchte, ob dieser Job bzw. der Bereich Informatik zu mir passt?

Ich glaube, man kann bei jeder Firma, die solche Jobs anbietet, unverbindlich anfragen, ob man für einen kurzen Zeitraum ein Praktikum machen kann. Aus meiner beruflichen Laufbahn kenne ich keine Firma, die sagt: „Nein, wir nehmen keinen Praktikanten auf, wir nehmen uns nicht die Zeit, junge Leute zu fördern!“ Da sind alle sehr offen. Es gibt auch viele kostenlose Online-Seminare, um zu schauen, ob diese Art von Job für mich relevant ist. Gerade in der Informatik gibt es so viele Fachrichtungen, in denen man sich spezialisieren kann. Und um das herauszufinden, ist mein großer Tipp: Macht ein Praktikum, redet mit Leuten, die damit zu tun haben. Oder ruft einfach bei der Firma an und fragt aktiv nach, was einzelne Berufszweige genau machen und wie deren Alltag sich gestaltet. Nur mit ausreichend Informationen kann man so eine Entscheidung treffen.

Kriminalhauptkommissar/-in beim Bundeskriminalamt

Kriminalhauptkommissar/-in beim Bundeskriminalamt

Carsten Rossner ist bereits seit über 20 Jahren beim Bundeskriminalamt (BKA), und sein beruflicher Weg zeigt, was die Arbeit beim BKA ausmacht – nämlich Abwechslung und vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. Begonnen hat er beim Mobilen Einsatzkommando, hat dann als Ermittler und beim polizeilichen Staatsschutz des BKA gearbeitet und ist mittlerweile in der Personalwerbung und -gewinnung tätig. Dadurch weiß er aus erster Hand, wie der Berufsweg beim BKA aussieht. Im Interview erläutert er, wie man mit dem Bachelorstudium in den gehobenen Kriminaldienst beim BKA einsteigen kann, welche Voraussetzungen man erfüllen muss und in welchen Bereichen man später tätig sein kann. Neben der klassischen Polizeiarbeit gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, in der IT-Forensik zu arbeiten, im Bereich Tatortarbeit, aber auch in der internationalen Zusammenarbeit.

Lesen Sie hier das Interview mit Carsten Rossner

Interview mit Carsten Rossner, Kriminalhauptkommissar

Was ist Ihre Berufsbezeichnung und was machen Sie?

Ich bin aktuell Kriminalhauptkommissar, also Kriminalbeamter bzw. Polizist. Ich bin mittlerweile über 20 Jahre im Bundeskriminalamt (BKA) beschäftigt und habe in dieser Zeit schon viele verschiedene Sachen gemacht. Ich habe nach meiner Ausbildung ganz klassisch polizeilich beim Mobilen Einsatzkommando im BKA meine Berufskarriere begonnen. Dort war ich viel operativ unterwegs. Danach war ich drei Jahre im Ermittlungsbereich und habe mich mit terroristischen Organisationen beschäftigt, die nicht islamistisch motiviert waren. Anschließend war ich sechseinhalb Jahre beim Stab der Abteilung Polizeilicher Staatsschutz. Seit nunmehr knapp zwei Jahren bin ich hauptamtlich in der Personalwerbung und -gewinnung tätig, informiere auf Messen über das BKA und halte Vorträge an Schulen zu Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten.

Was haben Sie studiert?

Meine Studienfächer waren allgemeines Verwaltungsrecht, Beamtenrecht, Staats- und Verfassungsrecht, Strafrecht, Zivilrecht. Dazu kamen die polizeilichen Inhalte wie Kriminalistik, Kriminologie, Soziologie, Kriminaltechnik sowie gerichtliche Medizin. In Kombination mit den Rechtsfächern ergibt das ein Allround-Studium, das für die Tätigkeit im gehobenen Kriminaldienst befähigt. Mein Abschluss ist Diplom-Verwaltungswirt (FH). In den 90er Jahren gab es noch keinen Bachelorstudiengang. Mittlerweile wurde der Studiengang im Rahmen des Bologna-Prozesses umgewandelt. Jetzt ist der Bachelorstudiengang für den gehobenen Kriminaldienst des Bundes die Grundlage mit dem Abschluss Bachelor of Arts.

Wieso haben Sie sich für das BKA als Arbeitgeber entschieden?

Zum einen wollte ich erst einmal generell zur Polizei, genauer gesagt zur Kriminalpolizei. Das BKA bietet die Möglichkeit des Direkteinstiegs in die Kriminalpolizei. Auch von der Besoldung her ist es hier attraktiv, und der Beruf gibt eine finanzielle Sicherheit. Und natürlich sind bei einer Bundesbehörde auch gute Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten gegeben.

Welche anderen Faktoren waren für Ihre Entscheidung ausschlaggebend?

Tatsächlich war es bei mir so, dass ich relativ früh wusste, was ich werden möchte. Damals gab es noch das Berufsinformationszentrum mitsamt Informationsbüchern wie „Beruf aktuell“. Schon damals habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich gerne Kriminalkommissar werden möchte und habe dieses Ziel dann auch verfolgt. Die Sachen, die damit zusammenhängen, beispielsweise die Verbeamtung, waren für mich eher Nebensächlichkeiten. Ich wäre auch Polizist geworden, wenn damit nicht die Verbeamtung oder der Dienst bei einer Behörde einhergegangen wären. Mir ging es tatsächlich um die Tätigkeit an sich, um die Einsatzmöglichkeiten und die Vielseitigkeit.

Wie behalten Sie den Überblick über Ihre Finanzen?

Da bin ich sehr strukturiert. Ich habe alle meine Fixkosten aufgelistet und auf den Monat umgelegt. Und wenn das Gehalt kommt, gehen die Beträge umgehend auf verschiedene Tagesgeldkonten, sodass ich immer den absoluten Überblick über meine Finanzen habe.

Haben Sie bei der Wahl des Berufes auf die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie geachtet?

Nein, gar nicht. Als ich mich vor 20 Jahren für den Beruf entschieden habe, spielten Kinder und Familie bei mir überhaupt keine Rolle. Ich war damals geprägt von Fernseh-Romantik und wollte einfach einen spannenden, abwechslungsreichen Beruf. Ich wollte Kriminalkommissar werden, ob und wie sich das dann mit Familie vereinbaren lassen würde, war mir vor 20 Jahren völlig egal. Aber auch in dieser Hinsicht habe ich mit dem BKA als Arbeitgeber die richtige Wahl getroffen, denn das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird bei uns großgeschrieben. Telearbeit, mobiles Arbeiten, Gleitzeit, Teilzeit – das sind alles Möglichkeiten, die das BKA seit Jahren immer stärker ausbaut.

Das BKA hat über ganz Deutschland verteilt Standorte. Werden an den verschiedenen Standorten unterschiedliche Aufgaben vollzogen?

Als BKA sind wir eine Bundesbehörde und somit in ganz Deutschland aktiv. Der Hauptstandort ist in Wiesbaden, einen weiteren haben wir in Berlin und einen kleineren im Rheinland in Meckenheim. Unsere elf Fachabteilungen verteilen sich auf alle drei Standorte, sodass jeder Standort seinen eigenen thematischen Schwerpunkt hat. In Wiesbaden sind es Cybercrime und schwere organisierte Kriminalität, in Berlin sind es die Bereiche islamistischer Terrorismus und internationale Zusammenarbeit, in Meckenheim Staatsschutz (allerdings ohne Islamismus als Schwerpunkt). Dort beschäftigen wir uns mit dem Phänomen der Spionage bzw. Cyberspionage, mit der politisch motivierten Kriminalität und mit nicht religiös motivierten Organisationen wie der PKK oder der DHKP-C.

Natürlich gibt es auch Aufgaben, die an allen Standorten wahrgenommen werden. So werden sowohl in Wiesbaden als auch in Berlin und Meckenheim Einsatz- und Schießtrainings durchgeführt, zudem gibt es überall die IT-Forensik. Und natürlich findet man an allen Standorten weitere unterstützende Serviceeinheiten.

In welchen Bereichen ermittelt das BKA?

Die Aufgaben und Zuständigkeiten des BKA sind alle klar geregelt – im Gesetz über das Bundeskriminalamt (BKAG). Polizei ist in Deutschland grundsätzlich Ländersache. Das heißt, dass jedes Bundesland auch ein eigenes Landeskriminalamt und eine eigene Länderpolizei hat. Bei den Polizeien der Länder werden der Großteil der Kriminalitätsbekämpfung und das polizeiliche Alltagsgeschäft abgewickelt. Wir beim BKA haben eine Ermittlungskompetenz in bestimmten ausgewählten Fällen, die das BKAG festlegt. Darüber hinaus können wir natürlich auch durch die zuständige Staatsanwaltschaft beauftragt oder ersucht werden, gewisse Ermittlungen zu übernehmen, die eigentlich in die Hoheit der Länder fallen würden. Wir sind vorrangig Zentralstelle, übernehmen also viele Serviceleistungen für die gesamte Polizei. Darunter fallen unter anderem Informationssammlung sowie Auswertung, Analyse und Aufgaben im Bereich der IT-Infrastruktur.

Wie sieht denn Ihr Berufsalltag aus?

Normalerweise halte ich viele Vorträge an Schulen und Hochschulen, insbesondere an Informationszentren und auf Messen. Das hat natürlich während der Pandemie gelitten. Aber auch hier sind wir flexibel und auf den „digitalen Zug“ aufgesprungen. Wir machen vermehrt Videointerviews, Videovorträge in Schulen und Videoveranstaltungen in Berufsinformationszentren. Darüber hinaus sind wir auf kommerziellen virtuellen Berufsmessen präsent. Mein Arbeitsalltag ist dadurch geprägt, das BKA als attraktiven, vielseitigen Arbeitgeber bekannt zu machen.

Wenn also jemand beim BKA einsteigt, wird er oder sie ja wahrscheinlich erstmal in einer anderen Abteilung als in Ihrer landen. Gibt es vorgegebene Wege oder Abteilungen, die man durchläuft, um alles kennenzulernen?

Vorweg hat man bei uns nicht nur die Möglichkeit, als Kriminalvollzugsbeamter zu arbeiten, sondern wir bieten darüber hinaus beispielsweise auch Ausbildungen in den Bereichen Informatik, Büromanagement und Kfz-Mechanik an. Zum anderen stellen wir natürlich auch Fachkräfte aus allen möglichen Bereichen ein, die dann als Fachspezialisten bei uns arbeiten. Nur knapp die Hälfte der Beschäftigten sind Kriminalbeamtinnen und -beamte. Über unsere Homepage kann man sich für ein duales Studium bewerben und durchläuft dann ein dreijähriges duales Bachelorstudium, das standardisiert ist. Wie bei jedem anderen dualen Studium wechseln sich Theorie und Praxis ab. Im Praxisteil absolviert man zwei Praktika – einmal bei einer Landespolizeidienststelle und dann im BKA. Dabei sollte man nach Möglichkeit alle drei Standorte sowie drei verschiedene Aufgabenbereiche des BKA kennenlernen. Diese drei Studienjahre sind für alle Einsteiger, also die Kommissarsanwärterinnen und -anwärter, gleich. Die Studierenden werden in Ausbildungsgruppen zusammengefasst und durchlaufen dann das duale Studium. Danach erfolgt die Verteilung in die Fachbereiche und auf die Standorte – unter Berücksichtigung der dienstlichen Erfordernisse und persönlicher Wünsche, auch wenn die nicht immer erfüllt werden können. Aber das ist kein Grund zum Verzweifeln, denn bei uns gilt ein Rotationsprinzip: In den ersten acht Jahren sollte man zwei verschiedene Bereiche kennengelernt und durchlaufen haben, sodass eine gewisse Abwechslung gegeben ist. Darüber hinaus steht es natürlich jedem frei, sich in seiner Dienstzeit immer wieder neu zu orientieren.

Da wir gerade beim Thema Studium sind – welche Voraussetzungen muss ich denn erfüllen, um überhaupt dafür in Frage zu kommen?

Für die Verbeamtung als Vollzugsbeamter sollte man deutscher Staatsbürger sein. Außerdem muss man das Abitur oder Fachabitur oder uneingeschränkte Fachhochschulreife haben. Man muss Englisch auf dem Level B1 sprechen und darf nach Abschluss des Studiums noch keine 45 Jahre alt sein. Weitere Details findet man auf unserer Homepage. Für das Ziel der Verbeamtung ist die deutsche Staatsbürgerschaft ein wichtiges Kriterium. Zwar gibt es Ausnahmeregelungen, die finden jedoch nur sehr selten Anwendung. Ein weiterer Teil des Auswahlverfahrens ist die gesundheitliche Eignung. Hierbei wird untersucht, ob man fit für den Polizeidienst ist. Das ist bei allen Polizeien gleich. Am Ende des Auswahlverfahrens wird getestet, wie gut das Hör- und Sehvermögen ist und ob der Bewegungsapparat eingeschränkt ist. Auch die körperliche Fitness wird überprüft.

Welche Eigenschaften sind bei dem Beruf von Vorteil?

Ich sage immer: Wir als Polizei – nicht nur das BKA – haben immer mit Menschen und mit Lebenssachverhalten zu tun. Wir arbeiten grundsätzlich viel im Team. Ein Polizeibeamter fährt selten allein in den Einsatz. Es gibt die Mobilen Einsatzkommandos, die im Team unterwegs sind, oder die Kollegen im Streifenwagen, die zu zweit sind. Wenn man in einer größeren Gruppe Durchsuchungsmaßnahmen vollzieht oder Außeneinsätze fährt, sind die zwischenmenschlichen, sozialen Komponenten tatsächlich wichtiger als die technisch-analytischen. Das heißt natürlich nicht, dass die nicht auch gefragt sind. Wir haben hochspezialisierte Bereiche wie Cyberspionage oder Cybercrime, bei denen selbstverständlich auch die Fachkompetenzen gefragt sind. Aber gerade bei Durchsuchungen oder bei Vernehmungen hat man immer den Kontakt mit dem polizeilichen Gegenüber oder mit Teamkollegen. Man ist immer in Lebenssituationen. Von daher sind Selbstbewusstsein, selbstsicheres Auftreten, Neugierde, Kommunikationsfähigkeit und Teamfähigkeit die klassischen Schlagworte.

Wie kann ich denn für mich herausfinden, ob eine Karriere beim BKA für mich in Frage kommt und ich mich dafür eigne? Dass ich gerne Krimis lese und Lust habe, Kriminalfälle zu lösen, sagt ja nichts über meine Eignung aus.

Das ist natürlich schwierig, weil wir beim BKA keine umfänglichen Praktika anbieten und man auch nicht auf eine andere Art hereinschnuppern kann. Aber da es so viele verschiedene Fachabteilungen gibt, findet eigentlich jeder seinen Platz.

Dazu muss man natürlich auch sagen, dass Krimis und Fernsehsendungen nicht unbedingt ein realistisches Alltagsbild des Kriminalbeamten zeichnen. Da werden manche Aspekte deutlich überproportional dargestellt, beispielsweise die Außeneinsätze. Die damit einhergehenden notwendigen Begleiterscheinungen, zum Beispiel Berichtspflichten, werden nicht gezeigt – aber jede Vernehmung muss protokolliert werden, Durchsuchungsberichte müssen geschrieben werden, Auswertevermerke für Beweismittel müssen angefertigt werden. Man verbringt also auch viel Zeit im Büro.

Sie haben im Gespräch ja schon immer mal einfließen lassen, dass es unterschiedliche Berufsfelder beim BKA gibt. Können Sie das etwas ausführen?

Es ist so, dass das drei Jahre dauernde duale Bachelorstudium die Grundausbildung darstellt. Das ist der „Generalschlüssel“ für den weiteren Berufsweg im BKA. Denn damit kann man in allen Bereichen arbeiten. Die erforderliche Fachweiterbildung erfolgt dann im Nachgang am Arbeitsplatz durch spezielle Lehrgänge. Zum Beispiel könnte man in Ermittlungs- und Auswertungsreferaten eingesetzt werden.

Dann haben wir unterstützende Servicereferate wie zum Beispiel IT-Forensik. Wenn ich einen Laptop sicherstelle, geht es natürlich darum, welche Daten darauf sind. Wie kann ich die Daten wiederherstellen, falls sie gelöscht worden sind? Oder wie finde ich sie, wenn sie versteckt sind? Wie kann ich diese Sachen generell ohne Datenverlust sicherstellen?

Es gibt den Bereich Tatortarbeit, die „Operative Fallanalyse“, die auch als „Profiling“ bezeichnet wird. Außerdem existiert ein Bereich, der sich mit der Bewertung von Risikopersonen beschäftigt. Wir haben Leute, die Ausbildung und Ausstattungshilfe in Drittstaaten konzeptionieren und organisieren – dazu der große Bereich der Internationalen Zusammenarbeit.

Auch wenn es nach einem Werbespruch klingt: Im BKA findet jeder seine Nische. Wir können tatsächlich fast alle Interessenlagen bedienen. Deshalb ist das Risiko, den falschen Beruf gewählt zu haben, relativ gering. Es gibt zum Beispiel auch Kriminalbeamtinnen und -beamte, die Reden für unsere Amtsleitung schreiben. Wir haben ein Social-Media-Team mit Kriminalbeamtinnen und -beamten und Medien-Wissenschaftlern im Verbund. Es ist also ein interdisziplinäres Arbeiten. In all diesen „Berufen im Beruf“ kann man nach dem Studium eingesetzt werden.

Welche Chancen haben Quereinsteiger? Kann ich mich auch später noch beim BKA bewerben?

Ja! Tatsächlich ist es so, dass wir für unsere Kommissarsausbildung eine Quereinstiegsmöglichkeit anbieten. Hat man einen Bachelor- oder einen vergleichbaren Abschluss, kann die Ausbildung auf 24 Monate verkürzt werden. Aber auch dann gilt: Beim Abschluss der Ausbildung darf der Anwärter nicht älter als 45 Jahre sein.

Das gilt aber nur für den Bereich Vollzug, für die Verbeamtung als Kommissarin oder Kommissar. Als Angestellter in öffentlichen Dienststellen stellen wir beispielsweise auch Sprachmittler und Informatiker ein und richten uns in erster Linie natürlich eher an erfahrene Fachkräfte, weniger an Berufseinsteiger. Da ist also ein Quereinstieg möglich, sofern denn eine unserer ausgeschriebenen Stellen auf das Profil passt. Für die Stellen als Tarifbeschäftigter gibt es auch keine Altersgrenze. Im Gegenteil: Abhängig davon, um was für eine Stelle es sich handelt und wie sie dotiert ist, setzen wir sogar ein gewisses Maß an Lebens-, Führungs- und Berufserfahrung voraus.

Wie verhält es sich mit Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten?

Die Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten im BKA sind sehr gut. Es gibt im gehobenen Dienst die Möglichkeit, von der Besoldungsstufe A9 (Eingangsamt/Kommissar) bis A13 aufzusteigen. Darüber hinaus können die Kolleginnen und Kollegen mit etwas mehr Berufserfahrung sich jedes Jahr für den Aufstieg in den höheren Kriminaldienst bewerben. Dafür sind zwar bestimmte interne Voraussetzungen zu erfüllen, aber – ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen – man kann sagen, dass früher oder später jeder, der möchte und Interesse hat, sich für dieses Auswahlverfahren bewerben kann.

Für den Aufstieg in den höheren Dienst muss man einen Masterstudiengang absolvieren. Danach steigt man in den höheren Dienst auf und wird Führungskraft. Wir bieten auch den Direkteinstieg in den höheren Dienst für Masterabsolventen oder für Absolventen mit universitärem Diplom an. Diese können sich für den Direkteinstieg in den höheren Dienst bewerben; die Ausschreibung erfolgt regelmäßig im Herbst. Auch diese Bewerber müssen nach bestandenem Auswahlverfahren erneut einen Masterstudiengang bei uns absolvieren, dann als Kriminalratsanwärterin bzw. Kriminalratsanwärter.

Alle Stellenangebote findet man bei uns auf der Website, und da ist sehr viel Bewegung drin – fast jede Woche kommen neue Stellen rein.

Wenn ich nun nach diesem Interview neugierig geworden bin und das BKA als Arbeitgeber besser kennenlernen möchte: Wie ist die Herangehensweise? Wo nehme ich Kontakt auf? Bei wem bewerbe ich mich?

Auf unserer Homepage findet man alle Informationen zum Studium und zur Bewerbung. Dort kann man sich das Modulhandbuch herunterladen und erhält Informationen zu Aufbau und Ablauf des Auswahlverfahrens inklusive Tipps zur Vorbereitung – auch mit Videoclips zum Sporttest. Und man findet dort natürlich auch die allgemeine Aufgabenbeschreibung des BKAs. Ansonsten bieten wir vom Werbeteam regelmäßig Aktionen wie die telefonische Berufsberatung an oder ein Instagram-Live-FAQ – bei Interesse empfehle ich, unsere Social-Media-Accounts im Blick zu behalten. Dort werden solche Aktionen im Vorfeld beworben. Auf unserer Homepage haben wir auch einen Karrierekalender, in dem man die Veranstaltungstermine findet, die natürlich momentan digital stattfinden.

Elektroingenieur/-in

Elektroingenieur/-in

Mehr Frauen in technischen Berufen? Corinna Lenz-Beermann macht es vor. Sie hat Informations- und Elektrotechnik studiert und arbeitet als Freigabeingenieurin bei Opel Rüsselsheim. Neben der Arbeit hat sie berufsbegleitend studiert und einen Master in Wirtschaftsingenieurwesen und einen MBA (Master of Business Administration) erworben. Sie hat sich für diesen Berufszweig entschieden, da die naturwissenschaftlichen Fächer ihr bereits in der Schule gelegen haben. Bereut hat sie diese Entscheidung nie. Im Interview erzählt sie, welche Voraussetzungen man für das Studium mitbringen sollte, und sagt ganz ehrlich, dass es durchaus auch mal trocken sein kann. In diesem Fall hilft eine gute Portion Durchhaltevermögen.

Lesen Sie hier das Interview mit Corinna Lenz-Beermann

Interview mit Corinna Lenz-Beermann

Warum haben Sie sich für einen technischen Beruf entschieden?

Tatsächlich war ich immer schon technisch interessiert, Naturwissenschaften waren meine Lieblingsfächer und nicht Sprachen. Deshalb war meine Entscheidung sehr naheliegend. Und das Studium der Informations- und Elektrotechnik ist bei uns in der Familie verankert, denn meine Mama und mein Onkel haben Elektrotechnik studiert, und mein Vater ist gelernter Elektriker. Das ist also tatsächlich bei uns in der Familie drin.

Mit der Entscheidung, Informations- und Elektrotechnik zu studieren, war klar, dass ich in einem technischen Beruf arbeiten möchte. Und vom Prinzip wollte ich etwas machen, was Zukunft hat. Das war die Prämisse, und ich wollte natürlich finanziell unabhängig sein.

Welche Faktoren waren für Ihre Entscheidung ausschlaggebend?

Neben finanzieller Unabhängigkeit war es vor allem der Spaß daran. Ich liebe Mathe: Mathematik war mein Lieblingsfach in der Schule und ich hatte es auch als Leistungskurs. Mathe und Physik, das waren Fächer, die mir gelegen haben, und das sind auch die Grundsteine, die man für das Studium braucht. Deshalb wollte ich es versuchen und bin dann dabeigeblieben. Ich habe mich getraut.

Was hat Sie dazu bewogen, in der Region zu bleiben?

Wir haben drei Jahre in Schweden gewohnt, aber ursprünglich komme ich von hier. Ich bin in Rüsselsheim geboren, meine Eltern wohnen hier, meine Großeltern haben hier gewohnt, der Großteil meiner Freunde. Ich wollte am Anfang erst einmal sehen, ob das Studium überhaupt etwas für mich ist, und wollte mir deshalb einen Umzug inklusive Wohnungssuche und allem, was damit zusammenhängt, erst einmal ersparen. Es hat sich aber relativ schnell herausgestellt, dass das Studium genau das ist, was ich gerne machen möchte, und deshalb bin ich hiergeblieben. Aber ich hatte ja während des Studiums immer noch die Möglichkeit, ein Auslandssemester zu machen und von hier wegzugehen.

Wie wichtig war Ihnen Geld bei der Entscheidung für einen Beruf?

Was das Gehalt angeht, habe ich mich vorher nicht explizit informiert. Durch meine Eltern habe ich natürlich mitbekommen, dass Ingenieure gesucht wurden, und was sie ungefähr verdienen. Daher wusste ich, dass es ein relativ sicherer Job mit Zukunft ist, bei dem man finanziell unabhängig ist.

Was bedeutet Ihnen finanzielle Sicherheit?

Wie sagt man so schön: Geld macht nicht glücklich, aber es nimmt einem die Sorgen. Das ist, glaube ich, tatsächlich so, wenn man sich nicht immer über alles Gedanken machen muss, sondern weiß, dass man seine Fixkosten decken kann. Dann sind die Sorgen genommen.

Während meines Studiums hatte ich das Glück, von meinen Eltern finanziell unterstützt zu werden. Trotzdem hatte ich auch immer eine Studententätigkeit, um mir etwas dazu zu verdienen, finanziell unabhängiger zu sein und mir auch einmal größere Anschaffungen erlauben zu können.

Wie behalten Sie den Überblick über Ihre Finanzen?

Ich habe eine feste Summe, die ich monatlich spare, und zwar direkt am Anfang des Monats. Aber ich kontrolliere natürlich auch die Ein- und Ausgänge auf meinem Konto. Tatsächlich geht das ja auch beim Online-Banking, da kann man sich die Einnahmen und Ausgaben anzeigen lassen, je nach Bank. Aber ich führe zu Hause auch eine Liste.

Wie sah Ihr Bachelorstudium der Informations- und Elektrotechnik aus?

Der Bachelorstudiengang ist aufgeteilt in sieben Semester Regelstudienzeit, drei davon im Grundstudium und vier im Hauptstudium. Im Grundstudium werden erst einmal die Basics erlernt: Mathematik, Physik, Elektrotechnik. Im Hauptstadium findet die Vertiefung statt. Wir hatten in dieser Phase tatsächlich die meisten Praktika, waren zum Beispiel vor Ort in den Laboren. Aber auch schon im Grundstudium hatten wir beispielsweise ein Messtechnik-Praktikum. Zusätzlich gab es auch Praktika in Firmen. Ich habe beispielsweise mein achtwöchiges Wunschpraktikum, das man spätestens im dritten oder vierten Semester absolvieren sollte, bei Opel in der Werkstatt gemacht. Dort konnte ich mir die verschiedenen Tätigkeiten und Bereiche anschauen: Drehen, Fräsen, Löten, Presswerk, alles Mögliche. Und zum Ende des Bachelors, vor der Bachelorarbeit, habe ich ein zweites Praktikum bei Opel gemacht, diesmal in einem anderen Bereich.

War für Sie klar, dass Sie nach dem Bachelorstudium einen Masterstudiengang dranhängen wollten?

Ja, aber es war nicht so, dass ich von Anfang an gedacht habe, du machst jetzt auf jeden Fall den Master. Mir war es erst einmal wichtig zu arbeiten, im Beruf anzufangen. Durch Zufall bin ich dann auf das Fernstudium aufmerksam geworden. Es hat mich gereizt, deshalb habe ich mich beworben und wurde angenommen. Nach fast genau einem halben Jahr im Beruf habe ich dann mit dem Masterstudium angefangen.

Und was waren die Vorteile eines dualen Studiums?

Ich habe berufsbegleitend die Masterstudiengänge Wirtschaftsingenieurwesen und Business Administration studiert und zwar als Fernstudium. Der Vorteil war ganz klar, dass ich meinen Job nicht aufgeben musste, der mir wirklich Spaß gemacht hat und immer noch macht. Dadurch war ich finanziell unabhängig, denn ich musste nicht zurück in die Werkstudententätigkeit, sondern konnte Vollzeit arbeiten und studieren. Und ich konnte mir alles sehr gut einteilen. Bei dem dualen Studiengang, den ich gemacht habe, hatten wir samstags Unterricht, manchmal auch freitags. Man muss viel zu Hause vor- und nachbereiten, aber auch das hat gut funktioniert, und ich war dadurch auch flexibler, je nachdem, wie viel ich arbeiten musste. Ich habe dann an manchen Tagen mehr und an manchen Tagen weniger gelernt.

Wie war die Zeitverteilung zwischen regulärer Arbeit und Studium?

Das duale Studium war unabhängig von meinem Arbeitgeber Opel, denn es war ein Fernstudium. Ich habe weiterhin in Vollzeit gearbeitet und habe in meiner Freizeit studiert.

Technische Berufe haben immer noch den Ruf, eine Männerdomäne zu sein. Wie nehmen Sie das wahr?

Tatsächlich habe ich mehr Kollegen, und ich würde mich auf jeden Fall über weibliche Unterstützung freuen. Wenn sich mehr Frauen das trauen beziehungsweise Interesse daran haben, dann sollten sie das auf jeden Fall machen.

Sehen Sie denn eine Entwicklung, dass auch immer mehr Frauen in technischen Berufen arbeiten?

Ich arbeite jetzt seit etwa vier Jahren in dem Bereich, und in meiner Abteilung waren von Anfang an etwa fünf, sechs Frauen. Natürlich waren wir immer in der Unterzahl, aber ob da wirklich eine Entwicklung passiert, kann ich nicht beurteilen. Im Studium selber haben wir zu dritt angefangen, beim Abschluss war ich dann aber die einzige. Im Arbeitsalltag selbst fällt mir das wenig auf. Wenn ich in einem Meeting eingewählt bin, bin ich meist die einzige Frau, und dann wird noch einmal in der weiblichen Form begrüßt. Und dann denke ich: Stimmt ja, ich bin die einzige Frau hier. Also ich merke es gar nicht mehr.

Was machen Sie konkret beruflich?

Ich arbeite bei Opel Rüsselsheim und bin zuständig für alles, was der Kunde im Auto bedient: Fensterheberschalter, Klimaelektronik, Schalter für die elektrische Handbremse, Radiobedieneinheit, Türschlossschalter, Hauptlichtschalter und vieles mehr – einfach alles, was man drücken und bedienen kann. Unsere Bauteile sind quasi die Schnittstelle zwischen dem Kunden und verschiedenen Fahrzeugsystemen, wie z. B. den Scheinwerfern oder dem Unterhaltungssystem des Fahrzeugs.

Wie sieht denn Ihr Berufsalltag aus?

Aktuell ist es so, dass ich fast nur von zu Hause arbeite: E-Mails beantworten, Freigaben in den Systemen; ab und an sind wir tatsächlich auch mal in der Firma. Das kommt immer darauf an, ob wir in die Fahrzeuge müssen, ob wir Sachen kontrollieren müssen, ob Tests laufen, ob wir in die Bench (Aufbau, an dem elektrische Komponenten getestet werden können, auch im Zusammenspiel mit anderen Teilen) müssen – verschiedene Dinge. Was ich im mobilen Arbeiten mache, das betrifft hauptsächlich die internen Prozesse, Freigaben für meine Bauteile. Ich bin die Schnittstelle zwischen verschiedenen Bereichen, zwischen Lieferanten und verschiedenen internen Bereichen. Dann haben wir Meetings, um Themen zu klären oder Abstimmungen zu treffen.

Für die Entwicklung unserer Bauteile haben wir regelmäßig Besprechungen mit den relevanten Abteilungen. Wir sprechen Dinge ab, lösen aufgetretene Probleme. Kommuniziert wird außerdem über E-Mails oder Telefon. Die Freigaben an sich laufen über interne Prozesse. Während eines Entwicklungsprozesses werden Bauteile entwickelt und validiert. Zur Validierung oder auch, wenn Probleme auftreten, gehen wir an die Fahrzeuge und beurteilen Position, Verarbeitung, Material und Funktion der Bauteile, auch im Zusammenspiel mit angrenzenden Komponenten.

Müssen Sie vor Ort im Auto sein oder arbeiten Sie mit einer Software?

Wir haben interne Freigabeprozesse und verschiedene Systeme, mit denen wir arbeiten. Es ist immer mal gut, sich ins Fahrzeug zu setzen, gerade, wenn man Probleme in der Entwicklung hat. In den verschiedenen Entwicklungsphasen ist es gut, sich das alles anzugucken, vor Ort zu sein. Das machen wir aktuell Corona-bedingt seltener. Aber die Freigaben laufen alle über interne Prozesse.

Welche Eigenschaften sind hilfreich in Ihrem Beruf?

Flexibilität und Anpassungsvermögen sind wichtig, und auch die Fähigkeit, unter Stress arbeiten zu können. Es kommt darauf an, was gerade ansteht, aber die Herausforderung in meinem Job ist, dass ich eine Schnittstelle zwischen verschiedenen Bereichen wie Design, Interior, Validierung oder Lieferanten bin. Man ist sozusagen das Kommunikationsrohr und verantwortlich für seine Bauteile, für seine Komponenten. Und natürlich sind alle Beteiligten nicht immer einer Meinung, da muss man sich dann auch mal durchsetzen und flexibel sein, wenn sich etwas verschiebt oder etwas länger dauert. Es geht darum, immer lösungsorientiert zu arbeiten.

Sehen Sie da für sich persönlich Vorteile als Frau?

Ich glaube, dass wir als Team gut funktionieren – unabhängig vom Geschlecht. Vielleicht hat man als Frau eine andere Herangehensweise als die Männer und andersherum. Wir ergänzen uns auf jeden Fall gut und ich arbeite gern mit meinen Kollegen zusammen – männlich wie weiblich.

Wie passen Nachhaltigkeit und Automobilindustrie zusammen?

Es findet ja schon seit ein paar Jahren ein Wandel statt, und durch die E-Mobilität wird es nun möglich ein Auto zu fahren, das bessere CO2-Werte hat. Außerdem finde ich, dass von den Fertigungsprozessen bis zu den verwendeten Materialien alles nachhaltig sein sollte. Das ist in ganz vielen Berufen und Branchen ja üblich, Sachen wiederzuverwenden, nicht verschwenderisch mit Rohstoffen umzugehen. Und wir greifen eben auch auf nachhaltige oder umweltfreundliche Produkte und Materialien zurück, verwenden Dinge wieder. Zum Beispiel werden Komponenten in mehreren Projekten verwendet. Die Entwicklung von Elektro-Fahrzeugen und in der Zukunft der Einsatz alternativer Brennstoffe (z. B. Wasserstoff) gehören für mich auch zu Nachhaltigkeit.

Haben Sie Hochphasen, wenn beispielsweise ein neues Auto auf den Markt kommt?

Das kommt darauf an, ob das Produkt eine Neuentwicklung ist, aber eigentlich sind wir immer terminabhängig. Das ist, glaube ich, wie bei allem, ob das jetzt die Masterarbeit, die Bachelorarbeit ist oder sonstige Abgabefristen: Zum Ende hin wird es immer stressig, und das ist in meinem Job genauso.

Wenn jemand mit dem Gedanken spielt, einen technischen Beruf zu erlernen, was würden Sie ihr oder ihm raten?

Mach es, ich kann es nur empfehlen! Ich habe nie bereut, dass ich das studiert habe oder dass ich in einem technischen Beruf arbeite. Es macht mir nach wie vor Spaß. Wenn es darum geht, welche Eigenschaften man haben sollte, dann würde ich sagen, man sollte ehrgeizig und diszipliniert sein, gerade im Studium, wenn es mal trocken wird. Dann gilt: durchhalten! Aller Anfang ist schwer, aber irgendwann hat man den Dreh raus. Durchsetzungsvermögen, Flexibilität, ein Interesse für Mathematik und Physik, technisches Interesse – all das ist ratsam, sonst wird es schwer. Mathe ist tatsächlich das, was man beherrschen bzw. wo die Neigung liegen sollte.

Das Studium finanzieren – mit einem starken Partner an der Seite

Ein wichtiger Punkt bei der Entscheidung für Studium oder Ausbildung ist die passende Finanzierung. Neben den Ausgaben für das tägliche Leben müssen Fachliteratur und Semesterbeiträge bezahlt werden, und oft fallen auch Kosten für die eigene Wohnung oder das WG-Zimmer an. Während man bei einer Ausbildung häufig schon etwas verdient, ist das beim Studieren normalerweise nicht der Fall. Eine Ausnahme ist das duale Studium, bei der Sie die Theorie des Studiums mit der Praxis einer Ausbildung verbinden.

Wussten Sie, dass …
… im Wintersemester 2020/2021 gut 2,9 Millionen Studierende an den deutschen Hochschulen eingeschrieben waren?“
(Quelle: Destatis, 2020)

Ansonsten haben Sie vielfältige Möglichkeiten, Ihr Studium zu finanzieren. Manche haben das Glück, dass die Eltern sie unterstützen können, andere müssen neben dem Studium arbeiten, zum Beispiel in einem Studentenjob oder als Werkstudent. Daneben gibt es Fördermöglichkeiten wie BAföG oder Studienkredite, aber auch Stipendien. Wenn Sie im Ausland studieren oder ein Auslandsemester machen möchten, kommen ebenfalls zahlreiche Finanzierungshilfen in Frage.

Studieren kann am Anfang ganz schön verwirrend sein. Welches Fach passt zu mir? Welche Uni ist die richtige für mich? Wie finde ich ein Zimmer in einem Studentenwohnheim? Und wie bezahle ich das alles? Zum Glück gibt es Beratungsmöglichkeiten, die Sie dabei unterstützen, die passende Finanzierung zu finden. Bei Fragen zum Thema BAföG können Sie sich zum Beispiel an das Studierendenwerk Ihrer Hochschule wenden. Und auch mit der Naspa haben Sie einen starken Partner an Ihrer Seite. Wir unterstützen Sie, wenn Sie einen KfW-Studienkredit abschließen möchten, ein passendes Girokonto mit Vorteilen für Studierende suchen oder sich fragen, wie man auch während des Studiums ein bisschen Geld ansparen kann – zum Beispiel für eine Sprachreise oder ein Auslandspraktikum. Wir begleiten Sie gerne und freuen uns auf ein Gespräch mit Ihnen.